Biomechanische Studie zur aufrechten Geburt

Symphysenweite in Abhängigkeit von der Gebärposition nur minimal unterschiedlich

Das Einnehmen aufrechter Gebärhaltungen hat viele positive Auswirkungen auf den Verlauf der Geburt: Die Dauer verkürzt sich, es besteht ein geringeres Risiko für vaginaloperative Entbindungen oder per Kaiserschnitt. Und es bedeutet für die Gebärende ein geringeres Risiko für eine Episiotomie. Und schließlich bewirkt es eine höhere mütterlichen Zufriedenheit mit der Geburt.

Die AutorInnen nehmen Bezug auf vereinzelte Studien, die eine physiologische Erweiterung der Symphyse vor allem bei mehrgebärenden Frauen während der Schwangerschaft aufzeigen. In diesem Zusammenhang weisen sie jedoch darauf hin, dass biomechanische Grundlagenforschung fehlt, wie sich unterschiedliche Gebärpositionen auf die Symphyse und das Becken einer Frau auswirken.

Daher führte das AutorInnenteam eine biomechanische Studie durch, um den Einfluss der Gebärhaltung auf die Breite der Symphyse am mütterlichen Schambein sowie den Rotationswinkel vorab definierter Achsen an den Schambeinknochen zu messen. Eingeschlossen wurden elf Frauen zwischen der 31. und 40. Schwangerschaftswoche. Vier verschiedene Positionen wurden verglichen: Stehen mit hüftbreit geöffneten Beinen, Hocken mit nach außen rotierten Knien, Rückenlage mit gestreckten Beinen und Rückenlage mit Beinen in Beinhaltern (Lithotomieposition). Die Messungen wurden über Ultraschalluntersuchungen an den Teilnehmerinnen sowie an Phantomen durchgeführt und anschließend evaluiert. Die Achsen wurden an vorab definierten Knochenvorsprüngen angelegt, worüber anschließend Rotationswinkel errechnet wurden.

Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Symphysenbreite in Abhängigkeit zur gewählten Gebärhaltung minimal veränderte. Die Symphyse war in Lithotomieposition durchschnittlich 1 mm und in der hockenden und stehenden Position durchschnittlich 0,9 mm breiter als in Rückenlage.  Es wurde ein signifikanter Unterschied zwischen oberer und mittlerer Symphysenbreite im Hocken, im Stehen und in Lithotomieposition festgestellt. Jedoch konnte kein signifikanter Unterschied zwischen der hockenden, stehenden und Lithomieposition festgestellt werden, wenn obere und mittlere Symphysenbreite einzeln berechnet und gegenübergestellt wurden. Die Berechnung der Rotationswinkel einer mediolateralen Achse zwischen stehender und Lithomieposition zeigte allerdings signifikante Unterschiede auf, wohingegen keine Signifikanz zwischen der hockenden und der Lithomieposition ermittelt werden konnte.

Die AutorInnen schlussfolgern, dass die Symphysenbreite in Zusammenhang zu Positionen steht, bei denen eine Oberschenkelhyperflexion stattfindet und ergänzend die Schwerkraft wirkt. Jedoch können aufgrund der geringen Teilnehmerinnenzahl keine allgemeingültigen Ergebnisse abgeleitet werden. Sie empfehlen, die Vorteile der aufrechten Gebärhaltung während der Geburt dennoch zu berücksichtigen. Hierbei betrachten sie die Lithotomieposition als eine Stellung, bei der eine Oberschenkelhyperflexion stattfindet, die stehende Position als Haltung, bei der die Schwerkraft des Kindes wirkt, und die hockende Position als Stellung mit dem Doppeleffekt der Oberschenkelhyperflexion und Schwerkraft.

Quelle: Zhang S, Dumas G, Hemmerich A: Measurement of pubic symphysis width in different birthing positions using ultrasound. J Biomech 2020. 113, 110114. https://doi.org/10.1016/j.jbiomech.2020.110114 DHZ

Rubrik: Geburt

Erscheinungsdatum: 15.03.2021