Review aus China

Welche Leitlinie zum Atonie-Management hat eine hohe Qualität?

  • In einer chinesischen Studie schnitten drei Leitlinien zur postpartalen Blutung in allen Bereichen gut ab und wurden für den Einsatz in der klinischen Praxis, die anderen mit Modifikationen, empfohlen.

  • Zu den lebensbedrohlichen geburtshilflichen Notfällen zählt die postpartale Blutung (PPH = postpartum haemorrhage), die in verschiedenen Schweregraden auftreten kann. Eine Atonie zählt laut Weltgesundheitsorganisation zu den fünf häufigsten Ursachen mütterlicher Todesfälle: Daher existieren weltweit eine Vielzahl verschiedener Richtlinien, Leitlinien und Empfehlungen. Qualitativ schlechte Richtlinien, Leitlinien und Empfehlungen können dazu führen, dass bei der Betreuung betroffener Frauen Ansätze verfolgt werden, die der Behandlung der PPH nicht dient und die Müttersterblichkeit nicht senkt. Welche Qualität haben die derzeit existierenden Publikationen?

    Ein chinesisches Forscher:innen-Team (Zhang et al., 2023) führte hierzu ein Review und eine Qualitätsbewertung unter Richtlinien, Leitlinien und Empfehlungen zum Atoniemanagement durch: Zunächst wurden relevante Publikationen zum Management einer Atonie bis Oktober 2022 gesichtet (n= 5.458). Die Qualität der Publikationen wurden anschließend mithilfe des »Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation« (AGREE II) evaluiert: Die Anzahl enthaltener Empfehlungen, Stärke der Empfehlungen sowie der Evidenzgrad wurden durch vier unabhängige Gutachter:innen beurteilt. Eingeschossen wurden sieben relevante Publikationen die zwischen 2007 bis 2022 veröffentlicht wurden.

    Insgesamt zeigte sich eine hohe Übereinstimmung zwischen den beurteilten Publikationen und den Kriterien von AGREE II. Drei Leitlinien schnitten in allen Bereichen gut ab und wurden für den Einsatz in der klinischen Praxis, die anderen mit Modifikationen, empfohlen.

     

    Drei empfehlenswerte Atonie-Management Leitlinien:

     

    Die Autor:innen schlussfolgern, dass die methodische Qualität und die Berichterstattungsqualität in den überprüften Publikationen im Allgemeinen gut waren, sich jedoch die Stärke der Empfehlungen sowie die Qualität der Evidenzen unterschieden. Dies könnte eine Ursache dafür darstellen, dass Verwirrungen bei der Umsetzung in der klinischen Praxis auftreten. Sie empfehlen die dringende Durchführung weiterer Studien um vorhandene Evidenzlücken zu schließen. Die Leitlinien-Entwicklung solle weiter unterstützt werden.

    Die Umsetzung der enthaltenen Empfehlungen aus den drei empfehlenswerten Leitlinien zum Atonie-Management (WHO, 2012, Queensland, 2018, RCOG, 2017) sollte in der Praxis erfolgen.

    Quellen: Zhang, R., Cao, X., Feng, H., Liu, Y., Cui, P. & Jiang, H. (2023). Review of clinical practice guidelines for postpartum hemorrhage according to AGREE II. Midwifery, 121, 103659. ∙ Queensland. (2018). Queensland Clinical guidelines. Maternaity and Neonatal Clinical Guideline: Primary postpartum haemorrhage. https://www.health.qld.gov.au/__data/assets/pdf_file/0015/140136/g-pph.pdf ∙ RCOG, 2017. Prevention and Management of Postpartum Haemorrhage: green-top Guideline No. 52. BJOG Int. J. Obstet. Gynaecol. 124, e106–e149. doi: 10.1111/ 1471-0528.14178. https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/1471-0528.14178 ∙ WHO. (2012). WHO recommendation for the prevention and treatment of postpartum hemorrhage. https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/75411/9789241548502_eng.pdf ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 01.08.2023