Kohortenstudie aus Norwegen

Werdende Eltern haben unterschiedliches Alkohol-Konsumverhalten

Die große Mehrheit der norwegischen Frauen verzichtet in der Schwangerschaft auf Alkohol. Aber auch die Männer ziehen sich vom Alkohol zurück. Das ist eines der Ergebnisse der Ärztin Sonja Mellingen von der Universität Bergen in Norwegen. Sie hatte für ihre Doktorarbeit die Daten einer Kohortenstudie mit 90.000 Müttern und 70.000 Vätern ausgewertet, die ab der 19. Schwangerschaftswoche begleitet wurden.

Vorangegangene Studien aus der ganzen Welt hatten nicht belegt, dass werdende Väter weniger Alkohol trinken. Deshalb sind diese Ergebnisse aus Norwegen überraschend. Norwegische Väter scheinen sich früh auf ihre Rolle vorzubereiten, was als Resultat der Gleichberechtigung in Norwegen interpretiert wird.

Die Studie zeigt außerdem, dass Frauen, die vor der Schwangerschaft viel, also an fünf bis sieben Tagen in der Woche getrunken haben, diejenigen sind, die sehr bald nach der Geburt wieder mit dem Trinken anfangen. Viele von ihnen trinken drei Monate nach der Geburt so viel wie vor der Schwangerschaft. Weil aber jemand, der neun Monate lang abstinent war, nicht sofort wieder so viel Alkohol verträgt, wie jemand der regelmäßig trinkt, steigt die Unaufmerksamkeit der Mutter. Die Mutter-Kind-Interaktion könnte dadurch nachhaltig gestört werden. Mellingen findet, dass zu wenig darauf geachtet wird, wie sich der Alkoholgenuss auf die Kinder auswirkt. Es gibt immer wieder Diskussionen, ob man vor den Kindern trinken sollte oder nicht, aber nicht darüber, wie weit Eltern ihre Aufsichtspflicht nicht mehr wahrnehmen können, wenn sie zu viel getrunkene haben.

Hoher Alkoholkonsum führt auch zu einer größeren Unzufriedenheit in der Paarbeziehung und damit zum steigenden Risiko einer Trennung. Dieses Risiko ist allerdings auch davon abhängig, wie hoch der Alkoholkonsum bereits vor der Schwangerschaft war und wie lange die Partnerschaft schon besteht.

Hinweis: Weitere Meldungen und Hintergründe zum Thema Alkohol sind demnächst in der Augustausgabe der DHZ zu lesen.

(Mellingen S: Alkoholbruk, partilfredshet og samlivsstatus. Før, inn i, og etter svangerskapet – korrelater eller konsekvenser?, (Alcohol Usage, Partner Satisfaction and Cohabitation Status. Before, During and after Pregnancy ― Correlations or Consequences? University of Bergen, 2016. http://sciencenordic.com/men-drink-less-when-partner-gets-pregnant/DHZ)

 

Rubrik: Politik & Gesellschaft

Erscheinungsdatum: 08.07.2016