Beobachtungsstudie aus Schweden

Bewegung in der Schwangerschaft gegen postpartale Depressionen?

  • Laut einer schwedischen Forschung geht ein höheres Maß an körperlicher Aktivität während der Schwangerschaft mit einer geringeren depressiven Symptomatik nach der Geburt einher.

  • Körperliche Aktivität trägt zum Wohlbefinden bei und fördert die psychische Gesundheit.
    Gleichzeitig weist die Datenlage Lücken zum Zusammenhang zwischen dem körperlichen Aktivitätslevel und dem Auftreten postpartaler Depressionen auf.  Das Ziel einer schwedischen Studie war die Erhebung depressiver postpartaler Symptome, welche in Zusammenhang zum mütterlichen körperlichen Aktivitätsniveaus vor, während und nach der Schwangerschaft gesetzt wurden.

    Durchgeführt wurde eine retrospektive Beobachtungsstudie unter 532 schwedischen Frauen zwischen Oktober 2018 und Mai 2019. Eine Befragung anhand Fragebögen wurde acht Wochen nach der Geburt zum Zeitpunkt einer Routineuntersuchung durchgeführt. Das sportliche Aktivitätslevel wurde mit Hilfe des Saltin Grumbly Physical Activity Level (SGPAL) anhand folgender Frage erhoben: »Wie viel bewegen Sie sich und wie stark belasten Sie sich körperlich während Ihrer Freizeit?« Diese Frage wurde für die Zeiträume vor, während (erstes, zweites, drittes Trimester) und nach der Schwangerschaft evaluiert. Die eingeschlossenen Frauen führten somit eine Selbsteinschätzung ihres körperlichen Aktivitätsniveaus durch. Stressbehaftete Lebenserfahrungen wurden anhand der Stressful life event Skala und postpartale Depression anhand des EPDS (Edinburgh Postnatal Depression Scale) abgefragt.

    Die Evaluation der SGPAL-Daten zeigte auf: Sportlich inaktiv waren 9,7% (n=51), leicht sportlich aktiv waren 53,2% (n=280), moderat aktiv waren 31,7% (n=167) und sportlich aktiv anhand verschiedener Aktivitäten waren 5,1% (n=27). Somit waren fast zwei Drittel der Frauen (62,9%, n=331) im Jahr vor der Geburt körperlich inaktiv oder übten lediglich eine leichte körperliche Aktivität aus. Der durchschnittliche EPDS-Wert lag im mittleren Bereich bei 7, wobei 15% (n=79) der Frauen ein hohes Maß depressiver Symptome auswies (EPDS >12).

    Ein signifikanter Zusammenhang konnte zwischen einem geringen bis fehlenden körperlichen Aktivitätsniveau und dem Auftreten depressiver Symptome aufgezeigt werden. Die häufigste Ursache für einen EPDS >12 war die Anzahl vorausgehender stressauslösender Lebenserfahrungen. Frauen mit einer überwiegend sitzenden Tätigkeit und leichter körperlicher Aktivität berichteten häufiger über postpartale depressive Symptome als körperlich aktive Frauen.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass ein höheres Maß an körperlicher Aktivität während der Schwangerschaft mit einer geringeren depressiven Symptomatik nach der Geburt einher geht. Körperliche Aktivität kann die psychische Gesundheit von schwangeren Frauen und Frauen im Wochenbett stärken.

    Ekelof K, Andersson O, Holmen A, Thomas K, Almquist Tangen G: Depressive symptoms postpartum is associated with physical activity level the year prior to giving birth - A retrospective observational study. Sex Reprod Healthc 2021. 29, 100645. Doi: https://doi.org/10.1016/j.srhc.2021.100645 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 27.08.2021