Querschnittsstudie aus Irland

Wie stehen Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen zum Kaiserschnitt?

  • Die Diskussion der Sectioraten unter Mitarbeiter:innen einer Klinik könnte dazu beitragen, die Indikationen zum Kaiserschnitt kritischer zu bewerten und die eine oder andere nicht notwendige Sectio zu vermeiden.

  • Der Kaiserschnitt ist eine lebensrettende Operation, wenn er klinisch indiziert ist. Jedoch erfordern hohe und steigende Sectioraten eine kritische Betrachtung und Reflexion, weil die einhergehenden Risiken sowohl der Mutter als auch dem Kind schaden können. In Irland wurde dazu eine Querschnittsstudie an zwei Krankenhäusern durchgeführt, an der insgesamt 152 Mitarbeiter:innen teilnahmen, was einer Rücklaufquote von 17 % entspricht. Im Rahmen der Studie wurde deren Einstellung gegenüber dem Kaiserschnitt kontextbezogen evaluiert. Die Querschnittsstudie wurde mithilfe von Fragebögen durchgeführt, die online und in ausgedruckter Form zur Verfügung gestellt wurden.

    Die Daten wurden zwischen Februar und Mai 2018 erhoben. Der Großteil der Teilnehmer:innen waren Hebammen (72 %), wovon die meisten über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung verfügten. 97 % der Teilnehmer:innen gaben an, dass die Sectiorate in ihrer Klinik hoch war. Wurde diese Frage bejaht, umfasste die Folgefrage, welcher prozentuale Anteil als »zu hoch« eingestuft wurde. Hierbei gaben die meisten Teilnehmer:innen eine Rate an, die über 25 % lag. Eine Hebamme kommentierte ergänzend: »Würde man die Anzahl überflüssiger Einleitungen reduzieren, hätte dies einen großen Einfluss darauf, die Anzahl überflüssiger Sectiones zu verringern.«

    Die Teilnehmer:innen wurden weiter befragt, ob die Sectiorate bereits während der Schwangerschaft mit den Frauen diskutiert wurde. 17 % gaben an, dass dies nur bei vorliegender Indikation von ihrer Seite aus erfolgte. 9 % diskutierten die Sectiorate nur, wenn diese durch die Frauen selbst ins Spiel gebracht wurde. Der Großteil der Teilnehmenden diskutierte die Sectiorate bei vorliegender medizinischer Indikation und nach dem Ansprechen durch die Frau. Für 53 % der Teilnehmer:innen stellte ein vorausgehender Dammriss dritten oder vierten Grades eine Indikation für die Wahl einer Sectio dar. Diese Einschätzung teilten unter Hebammen 50 % und unter Geburtshelfer:innen 64 %.

    Für 74 % der Teilnehmer:innen stellt eine Sectio auf Wunsch nicht die sicherste Option für die Mutter und für 71 % nicht die sicherste Option für das Kind dar. Jedoch sprachen sich 45 % der befragten Mitarbeiter:innen für eine Wahlfreiheit der Mutter aus, bei der sie selbst entscheiden darf, ob sie per Sectio entbunden werden oder spontan gebären möchte.

    85 % der befragten Mitarbeiter:innen teilten die Einstellung, dass es sich bei einer physiologischen Geburt um einen Prozess handelt, der nur bei Bedarf gestört werden sollte. Je mehr geburtshilfliche Erfahrung die Mitarbeiter:innen hatten, desto häufiger sprachen sie sich für das Angebot einer vaginalen Geburt nach einem vorausgehenden Kaiserschnitt aus.

    Die Autor:innen schlussfolgern, dass ihre Ergebnisse in geburtshilflichen Abteilungen kontextbezogen diskutiert werden könnten, um steigende und hohe Sectioraten besser zu verstehen.

    Quelle: Smith V, Hannon K, Begley C: Clinician's attitudes towards caesarean section: A cross-sectional survey in two tertiary level maternity units in Ireland. Women Birth 2021. doi: 10.1016/j.wombi.2021.08.004. www.womenandbirth.org/article/S1871-5192(21)00142-6/pdf ∙ DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 09.09.2021