Qualitative Studie aus Dänemark

Wie verarbeiten Eltern einen Schwangerschaftsabbruch aufgrund einer Trisomie 21?

  • Eltern verarbeiten einen Schwangerschaftsabbruch aufgrund einer Trisomie 21 sowohl mit Verdrängungs- als auch mit Bindungsvorgängen.

  • Der Abbruch einer gewünschten Schwangerschaft aufgrund einer fetalen Anomalie kann zu komplexen Trauer- und Verlustgefühlen bei Frauen und Paaren führen. Das Ziel einer dänischen Studie lag darin, verschiedene Ausdrucksformen darzustellen, wie Frauen und Paare die Beziehung zu ihrem Kind erleben und ihr Kind benennen, nachdem sie sich für den Abbruch einer Wunschschwangerschaft aufgrund der Diagnose Trisomie 21 entschlossen haben. Hierzu wurde eine qualitative Interviewstudie mit semi-strukturierten Interviews durchgeführt.

    Eingeschlossen wurden 21 Frauen beziehungsweise Paare zwischen Februar 2016 und Juli 2017. Bei allen Schwangerschaften handelte es sich initial um Wunschschwangerschaften. Durchgeführt wurden zehn Paarinterviews und elf Einzelinterviews.

    Die Interviews wurden thematisch analysiert. Alle InterviewparterInnen berichteten übereinstimmend, dass die Nachricht, ein Kind mit einer Trisomie 21 zu erwarten, als Schock erlebt wurde, jedoch die meisten dadurch ihre eigene Hoffnung nicht verloren haben. Die Auswertung der Interviews zeigte zwei unterschiedliche Verhaltensweisen auf: Verdrängungs- und Bindungsvorgänge. Die Verdrängungsvorgänge umfassten, dass Frauen auf Distanz zum Kind gingen, beispielsweise indem sie Verhaltensweisen zeigten, als wären sie nicht schwanger, indem sie beispielsweise Wein tranken.

    Bindungsvorgänge umfassten, dass Frauen in Beziehung zum Kind gegangen sind, indem sie beispielsweise ein Schlaflied gesungen und Begriffe wie »unser Kind« oder »mein Baby« verwendetet haben.

    Aus Sicht der Autorinnen sind sowohl die Beziehungen der Mutter und des Paares zum Kind wie auf die Bedeutung des Kindes mehrdeutig und offen für Neuinterpretationen. Die Autorinnen schlussfolgern, dass sich Ausdrucksweisen der Verdrängung und Bindungsvorgänge nicht gegenseitig ausschließen, sondern beide nebeneinander existieren, gleichzeitig auftreten und sich im Laufe der Zeit ändern können.

    Quelle: Lou S, Hvidtjorn D, Jorgensen ML, Vogel I: »I had to think: This is not a child.« A qualitative exploration of how women/couples articulate their relation to the fetus/child following termination of a wanted pregnancy due to Down syndrome. Sex Reprod Healthc 2021. 28, 100606. doi: https://doi.org/10.1016/j.srhc.2021.100606 · DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 25.02.2021