Qualitative Studie aus Großbritannien

Wie wirken sich traumatische Geburtserlebnisse auf die Paarbeziehung aus?

  • Geburtstraumata können die Paarbeziehung negativ beeinflussen, können jedoch auch zu einer Stärkung führen, wenn es eine unterstützende Begleitung gibt.

  • Nach einem traumatischen Geburtserlebnis kann anhaltender Stress zu einem posttraumatischen Stresssymptom führen. Schätzungen gehen davon aus, dass 10–12,5 % der Frauen von einem traumatischen Geburtserlebnis betroffen sind. Dies kann, neben dem Einfluss auf das persönliche Wohlbefinden, auch Einfluss auf die Paarbeziehung haben.

    Das Ziel einer qualitativen Studie aus Großbritannien bestand darin, die Auswirkungen traumatisch erlebter Geburten auf die Paarbeziehung zu untersuchen. Hierzu wurden 18 Teilnehmer (n=9) und Teilnehmerinnen (n=9) eingeschlossen, die eine traumatische Geburt erlebt hatten. Durchgeführt wurden semi-strukturierte Telefoninterviews.

    14 Themen wurden im Zusammenhang mit traumatisch erlebten Geburten benannt. Diese umfassten negativ und positiv empfundene Aspekte. Negativ wurde beispielsweise fehlende Hilfe von Freunden und die nicht vorhandene Unterstützung aus dem Kreis der Familie erlebt. Ebenso wurden ein fehlendes Bewusstsein für eine traumatisch erlebte Geburt, mangelndes Bewusstsein für die emotionalen Bedürfnisse von Männern oder Hindernisse beim Zugang zu psychologischen Unterstützungsangeboten als negativ wahrgenommen. Darüber hinaus wurden schlechte Kommunikation sowie Ängste benannt, dass die Beziehung scheitern könnte.

    Positiv erlebt wurden beispielsweise die Unterstützung der Eltern bei der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse, das Thematisieren möglicher Geburtstraumata bereits während der Schwangerschaft sowie das Erleben mitfühlender Betreuungsangebote.

    Ein Teilnehmer bringt in diesem Zusammenhang zum Ausdruck, dass es Zeit gebraucht hat, in einen positiven Umgang hineinzufinden: »Es hat uns viel Zeit gekostet, aber jetzt können wir darüber reden ... wir sind sehr glücklich, dass wir eine unglaublich starke Beziehung miteinander haben ... zum Glück haben wir diese gemeinsame Basis, die uns vermutlich gerettet hat ... .«

    Die Autorinnen fassen zusammen, dass die Auswirkungen eines Geburtstraumas die Paarbeziehung negativ beeinflussen, jedoch auch zu einer Stärkung der Beziehung führen können. Sie schlussfolgern, dass der Zusammenhang sehr komplex zu sein scheint, wobei sowohl positive als auch negative Auswirkungen berichtet werden. Sie empfehlen, den Aspekt möglicher traumatischer Geburtserfahrungen bereits im Geburtsvorbereitungskurs zu thematisieren. um ein Bewusstsein für das Erleben möglicher Geburtstraumata zu schaffen.

    Ergänzend können Hebammen und andere Frachleute im Gesundheitswesen nach der Geburt helfen, die Hintergründe möglicher Geburtstraumata zu verstehen und dadurch ein Verständnis bei betroffenen Personen schaffen.

    Quelle: Delicate, A., & Ayers, S. (2023). The impact of birth trauma on the couple relationship and related support requirements; a framework analysis of parents' perspectives. Midwifery, 123, 103732. https://doi.org/10.1016/j.midw.2023.103732 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

     

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 04.07.2023