Retrospektive Längsschnittstudie aus den USA

Wochenbettbetreuung nach hypertensiver Erkrankung verbessern

  • Hypertensive Erkrankungen sind in der Wochenbettbetreuung sehr selten noch ein Thema. Präventionsarbeit ist an dieser Stelle vielversprechend.

  • Hypertensive Erkrankungen während der Schwangerschaft gehen mit einem allgemein erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Das American College of Obstetricians and Gynecologists und die American Heart Association sehen in der Wochenbettzeit die Chance, Frauen mit einem hohen Risiko für zukünftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu identifizieren und zu sensibilisieren.

    Durchgeführt wurde eine retrospektive beschreibende Längsschnittstudie mit 320 Frauen in den USA, die zwischen September 2018 bis Februar 2019 eine hypertensive Erkrankung während der Schwangerschaft hatten. Eingeschlossen wurden sie in die Studie anhand der Diagnose einer hypertensiven Erkrankung im Entlassungsbrief oder in der elektronischen Patientenakte. Das Ziel bestand darin, den Anteil der Frauen mit dokumentierter Beratung zu Risiken und möglichem präventivem Verhalten während der postpartalen Betreuung zu ermitteln. Evaluiert wurden die Beratung beim postpartalen Besuch in den Kategorien: Dokumentation einer Nachsorge bei einem Kardiologen, Beratung zu Risiken einer kardiovaskulären Erkrankung und Empfehlung für Aspirin bei einer zukünftigen Schwangerschaft. Ergänzend wurde die Beratung zu Verhütungsfragen und hinsichtlich eines Glukosetoleranztests erfragt.

    64 % der Frauen hatten anamnestisch eine Präeklampsie ohne schwerwiegende Folgen. Eine dokumentierte Beratung fand bei 25 % der Frauen (n=62) statt. Beratung zur Nachsorge durch eine/n kardiologische/n Fachärzt:in bekamen 20 % (n=51) der Wöchnerinnen zugesprochen. Die Empfehlung einer Aspirin-Substitution bei einer Folgeschwangerschaft erhielten 6 % (n=15). Lediglich eine Wöchnerin erhielt die Empfehlung für alle drei Beratungsthemen.

    Wöchnerinnen wurden signifikant seltener zu präventivem Verhalten nach hypertensiven Schwangerschaftsstörungen beraten als zu Verhütungsmitteln (99 %, p < 0,001). Sie erhielten diese Form der Beratung zudem signifikant seltener als die Empfehlung zu einem Glukosetoleranztest nach Gestationsdiabetes (79 %, p < 0,001).

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die postpartale Beratung zu präventivem Verhalten nach hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen in der routinemäßigen Betreuung derzeit nicht erfolgt. Diese sollte verbessert werden, weil Frauen langfristig davon profitieren können.

    Quelle: Triebwasser JE et al.: Postpartum counseling in women with hypertensive disorders of pregnancy. Am J Obstet Gynecol 2021. MFM 3, 100285. DOI: 10.1016/j.ajogmf.2020.100285 ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 07.02.2022