Rundruf

Was haben Sie in Ihrer Ausbildung zur Hebamme als besonders belastend empfunden? Denken Sie, dass die Studentinnen und Schülerinnen auch heute noch mit diesen Problemen kämpfen müssen?

Jessica Mustin, Leitende Hebamme des Kreißsaals und der geburtshilflichen Station des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel

Gerade am Anfang habe ich unter der Hierarchie und den lieblosen Ausbildungssituationen gelitten. Besser wurde es in der zweiten Klinik, dort wurde ich an die Hand genommen und gefordert. Ich denke, dass sich inzwischen einiges zum Besseren verändert hat, aber es sind immer auch die Menschen innerhalb der Ausbildung mit ihren gegenseitigen unterschiedlichen Erwartungen, ihrer jeweils eigenen Geschichte und ihrer persönlichen Motivation, die eine gute oder schlechte Ausbildung ausmachen.

 

Jutta Ott-Gmelch, Freiberufliche Hebamme in der Schwangerenvorsorge und Wochenbettbetreuung in Frankfurt am Main

Vor meiner Hebammenausbildung habe ich einen anderen Beruf ausgeübt und fand den hierarchischen und oft arroganten Umgang mit »kleinen« MitarbeiterInnen belastend. Als ich die Ausbildung begann, musste ich erleben, dass das nichts war gegen das, was uns tagtäglich auf den Stationen und besonders im Kreißsaal erwartete. Von Anfang an bekam ich das Gefühl, dass ich unerwünscht bin, nerve und Arbeit mache. Es wurde keine Gelegenheit ausgelassen, uns Hebammenschülerinnen zu beschämen, zu demütigen und oft auch ungerecht, emotional abwertend und strafend mit uns umzugehen. Dies scheint transgenerational weitergegeben zu werden – eine (w)irre »Tradition«?

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 09/2020

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