Rundruf

Für die neun Phasen der postnatalen Adaptation brauchen Neugeborene bis zu zwei Stunden ungestört Zeit mit ihrer Mutter. Was müssten wir ändern, um das in allen Kliniken zu gewährleisten?

Prof. Dr. Ralf Schild, Chefarzt der Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Diakovere, Hannover

Die Kreißsäle, insbesondere die stark frequentierten, müssten so konzipiert sein, dass sie wirklich zu einem Bereich der Ruhe würden. Darunter fällt auch die bauliche Geräuschabschirmung. Um die ersten zwei Stunden post partum ungestört verlaufen zu lassen, bräuchte es vor allem einen ausreichenden Personalschlüssel, damit Aufgaben, die sonst relativ zeitnah erfolgen, auch nach der kindlichen Adaptionsphase durchgeführt werden können.

Und natürlich braucht es eine Kultur der Adaption und des Ankommenlassens, die im gesamten Team gelebt und nicht nur von Einzelnen praktiziert wird.

 

 

Aia Koch, Hebammenstudentin an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Winterthur, Schweiz

Meine Vision ist ein Label für Kliniken mit dem Bekenntnis »Yes, we care« zu entwickeln, um Anreize zu schaffen, gewisse Richtlinien einzuhalten, die die Sorge und das Wohlbefinden der Frauen und Familien ins Zentrum rücken.

Für die erfolgreiche Umsetzung müssten auch strukturelle Veränderungen stattfinden: Nicht nur Interventionen, sondern auch der Zeitfaktor sollte den Kliniken vergütet werden. Schlussendlich liegt das Problem jedoch auch an der meist begrenzten Anzahl von Gebärzimmern, was eine schnelle Verlegung erforderlich macht. Dabei ist fraglich, inwiefern eine räumliche Trennung zwischen Wochenbett und Gebärabteilung überhaupt Sinn macht.

Bei einer Zusammenlegung beider Stationen wären mehr Gebärzimmer gewährleistet und ein sanfter Übergang von der Geburt zum Wochenbett könnte stattfinden.

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 01/2023

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