Allergieprävention ist Hebammenarbeit

  • Vor 32 Jahren erklärte mir eine Hautärztin: „Sie haben ein chronisch krankes Kind." Mein Sohn war ungefähr ein halbes Jahr alt und hatte seit der sechsten Lebenswoche Hautprobleme, die nun als Neurodermitis definiert wurden. Nach ein paar Tagen Niedergeschlagenheit begann meine Suche nach Wegen zur Heilung. Und damit war nicht nur der Grundstein für die zukünftige Gesundheit meines Kindes, sondern auch die Richtung meiner beruflichen Entwicklung festgelegt.

    Aus heutiger Sicht lässt sich klar erkennen, dass das Zusammenspiel meiner freiberuflichen Tätigkeit als Hebamme und die Fragen, die durch unsere persönliche Geschichte aufgeworfen wurden, zu meiner Spezialisierung geführt hat: die Beschäftigung mit Allergien bei Säuglingen. Jedes allergische Geschehen nimmt seinen Anfang im Leben eines Menschen, ohne dass der Grund vorhersehbar oder erklärbar ist.

    Immer öfter findet dieser Anfang in der Säuglingszeit statt. Da die medizinischen Therapien schwierig und häufig erfolglos sind, ist die Frage nach der Prävention umso wichtiger. Wie diese Vorbeugung aussehen soll und mit welchen pflegerischen Vorgehensweisen die Probleme verringert – oder mindestens nicht noch gefördert – werden, beschäftigt mich seit über 30 Jahren. Die freiberufliche Tätigkeit stellt bis heute den strukturellen Rahmen, in dem sich Hebammen aus freien Stücken dieses Thema zu eigen machen können.

    Etwa 20 Jahre lang sah es so aus, als wäre die Freiberuflichkeit allgemein für Hebammen ein zukunftsfähiges Modell. Ich schätze dieses Arbeitsmodell bis heute, weil es gerade dies ermöglicht: Aufgaben aus eigener Initiative aufgreifen zu können. Viele ähnliche Bemühungen haben die traditionelle Hebammenarbeit, wie sie während meiner Ausbildung gelehrt wurde, bereichert und aufgewertet. Ambulante Geburten, Geburtshäuser, psychosoziale Elemente in der häuslichen Betreuung und Trauerarbeit sind nur einige der Themen. Die Familien und auch die Politik haben unsere Bereitschaft, uns um all diese Fragen zu kümmern, gerne angenommen. Umso enttäuschender ist die fehlende Unterstützung dabei, unseren Beruf materiell abzusichern. Ich bin deshalb froh, dass die Allergieprävention nicht noch ein zusätzliches Arbeitspaket für wenig Geld bedeutet, sondern sich problemlos in die vorhandene Arbeit einfügt.

    Weil Allergien stark zugenommen haben und für die Gesellschaft ein wachsendes Problem darstellen, ist die Gesundheitspolitik aktiv geworden. Sie fördert Aufklärung und Forschung. In unserer Arbeit mit Säuglingen und Familien können wir uns dem Thema nicht verschließen. Wenn wir die aktuellen Informationskampagnen nutzen, kann es eine Win-win-Situation werden. Bleiben Sie mutig und zuversichtlich!