"Bewegung ist die Seele aller Dinge"

  • Schwangere legen oft ihre Hand ins Kreuz. Rund ein Viertel von ihnen leidet unter Rückenschmerzen. Generell ist es schlecht bestellt um die Rückengesundheit, so dass sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2010 in einem „Jahrzehnt der Knochen und Gelenke" global um Aufklärung und Prophylaxe bemühte. Viele andere Aktionen, wie der deutsche Tag der Rückengesundheit, zielen weiter darauf ab, dass Menschen mehr für ihre 33 bis 34 Wirbel und ihren knöchernen Stützapparat tun. Quintessenz aller Ratschläge ist vor allem: Bewegung. Nur sie sorgt etwa dafür, dass genug Nährflüssigkeit in die Bandscheiben eintritt. Bereits vor rund 60 Jahren sagte Moshé Felden­krais, der Begründer der Feldenkrais-Methode: „Leben ist Bewegung und ohne Bewegung findet Leben nicht statt." Er meinte, wenn jemand Schmerzen vermeiden oder größere sportliche oder künstlerische Leistungen erzielen möchte, müsste er zunächst das Bild, das er von sich hat, ändern und neue Bewegungen bewusst antrainieren.

    Im Schwerpunktthema dieser Ausgabe werden die anatomischen Strukturen von Rücken, Becken und Füßen genauer inspiziert. Sie sind bei Frauen speziell und verändern sich während einer Schwangerschaft. Vorgestellt werden Studien von drei Anthropologen, die erst vor wenigen Jahren Eigenheiten in der weiblichen Lendenwirbelsäule entdeckten, die Frauen im Verlauf der Evolution Überlebensvorteile während der Schwangerschaft beschert haben. Die inneren Strukturen der Knochen sind bei Frauen hormonell bedingten Prozessen unterworfen. Kaum bekannt ist, dass es in der Schwangerschaft zu einer Osteoporose kommen kann. Deren Vermeidung und Behandlung widmet sich nun ein Referenzzentrum am Klinikum der Philipps-Universität Marburg. Auch hier wird betont, wie wichtig – neben richtiger Ernährung und ausreichender Sonnenexposition – Bewegung ist. Dass sie lustvoll und effizient wird, wenn man anatomisches Wissen in innere Bilder einfließen lässt, erläutert die Hebamme und Bewegungspädagogin Hanni Graf. Von ihr erfahren wir auch, dass Knochen einen Rhythmus haben und einen Drehsinn entwickeln.

    Paul Klee, über den im Kulturteil zu lesen ist, sinnierte in den 1920 Jahren über „den Organismus als Bewegungsmaschine, wo Bewegungswille und Bewegungsvollzug ineinandergreifen" und studierte, wie sich die Knochen dabei zueinander verhalten. Von dem Jahrhundertkünstler stammt der Satz: „Bewegung ist die Seele aller Dinge". Und er malte ein Bild unter dem Titel: „Sportreiche Mutter".