Die ersten Schritte bestimmen den Weg

Schon zu Beginn ihrer Schwangerschaft wusste Maria, was sie für sich und ihr Kind wollte: Drei Ultraschalluntersuchungen sollten reichen, zur Vorsorge wollte sie ansonsten zur Hebamme und die Geburt sollte im Geburtshaus stattfinden. Doch obwohl die physiologischen Bedingungen gut waren, kam alles anders. „Das Risiko müssen Sie selbst tragen“, sagt ihre Ärztin beim ersten Besuch, als Maria die Nackentransparenzmessung ablehnt. Der Arzt, zu dem sie dann wechselt, legt ihr den Triple-Test dringend ans Herz, „... weil man dann weiß, ob das Kind eine Spina bifida hat“. Maria will ihr Kind annehmen, wie es ist. Aber es erscheint ihr sinnvoll zu wissen, ob ein Kaiserschnitt notwendig wäre. Nach großer Aufregung wegen eines positiven Testergebnisses bringt die eilig anberaumte Feindiagnostik Entwarnung. Bis zur 32. Woche läuft alles gut. Doch beim dritten Ultraschall erfährt Maria, ihr Kind liege mit den Füßen zuerst im Geburtskanal. „Man kann jetzt eigentlich gleich einen Termin zur Sectio machen“, meint der Arzt. „In diesem Moment hatte ich das Gefühl, ich kriege überhaupt nichts hin. Systematisch wurde mir in der Schwangerschaft das Gefühl für meinen Körper abgesprochen. Mein Vertrauen wurde so kaputt gemacht, dass ich nicht mehr an mich glaubte, obwohl ich nur dreimal beim Arzt war“, sagt Maria. Zwei Tage später liegt ihr Kind wieder in Schädellage. Einen Tag vor dem errechneten Termin hat sie einen vorzeitigen Blasensprung und Wehen. Doch der Muttermund öffnet sich im Geburtshaus nicht. Wegen steigender Entzündungswerte endet die Geburt in der Klinik durch einen Kaiserschnitt. Die kleine Tochter ist gesund. Aber Maria entwickelt in den folgenden Wochen und Monaten eine schwere Wochenbettdepression. Sie traut sich nicht, darüber zu sprechen. Alle könnten sie für eine Versagerin halten. Es dauert lange, bis sie begriffen hat, was mit ihr los ist, bis sie das „Kaiserschnittnetzwerk“ findet, wo sie Hilfe bekommt.

Für Maria steht ihr Kaiserschnitt im Zusammenhang mit einer grundlegenden Verunsicherung, die ganz früh in der Schwangerschaft begann und sie dann immer wieder einholte: „Im Nachhinein war mir klar, dass ich gar kein inneres Bild davon hatte, dass ich mein Kind im Geburtshaus und vaginal gebären könnte. Unbewusst war mir relativ früh in der Schwangerschaft klar, ich würde einen Kaiserschnitt bekommen. Dabei bin ich nicht schwach und habe gute Netzwerke. Aber in der Schwangerschaft ist man so sensibel. Was da ein einziger Satz auslöst, das kann man sich nicht vorstellen ...“

Damit Frauen innere Bilder vom Gebären aus eigener Kraft entwickeln und dies auch erleben können, sollten wir so wie früh möglich da sein und mit ihnen sprechen – auch über vorgeburtliche Diagnostik. Denn die Weichen werden früh gestellt und die ersten Schritte entscheiden den ganzen Weg.