Gesunde Verbindlichkeit

  • Birgit Heimbach – für mehr Kinderzeit: „Homeworking ermöglichen und Haushalts­hilfen mitfinanzieren“

  • Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit tun Familienhebammen seit 1980 ihre wertvolle Arbeit. 2005 wurden sie von Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen entdeckt und bei der Prävention von Kindesverwahrlosung und -tötung eingeplant: „Wir wollen ein Frühförderungsprogramm, in dem Familienhebammen in die Familien gehen und stabilisierend wirken." Der Bund Deutscher Hebammen e.V. reagierte mit einem Expertinnen-Treffen, die Hebamme und Diplompädagogin Barbara Staschek schrieb eine Expertise. Nun gibt es Unmut: Ähnlich arbeiten auch Familiengesundheitshebammen, Familienbegleiterinnen – ebenfalls Hebammen – und diverse FamilienhelferInnen. Es gibt verschiedene Ausbildungen, das Berufsbild ist nicht geschützt, die Finanzierung ist uneinheitlich und zu niedrig. Barbara Staschek hat für die DHZ mit der Bundesfamilienministerin gesprochen. Deren Antworten lassen hoffen. Etwa die, dass „jetzt von Bundesebene neue Impulse ausgehen, das Berufsbild zu schärfen und entsprechend seinem Stellenwert zu verankern."

    Noch wird die Politik der Ministerin, die „Familie in einer modernen Welt wieder lebbar machen" möchte, kontrovers diskutiert; etwa der flächendeckende Ausbau von Krippenplätzen. Der siebenfachen Mutter, die auch schon mal als „Mutter der Nation" betitelt wird, wird mitunter eine „Hosenanzugpolitik" vorgeworfen, die mehr die Emanzipation berufstätiger Mütter anpeilt als die gesunde Entwicklung der Kinder. Zwar betont sie: „Eltern müssen Kindern vor allem vermitteln, dass sie geliebt werden", und fährt fort: „Die Zukunft fängt zu Hause an". Nur: Für viele Kinder dann zukünftig mehr in der Krippe als zu Hause. Alternativen wären schön. Könnte der Staat nicht Tele- oder Homeworking ermöglichen und Haushaltshilfen mitfinanzieren? Dann wäre mehr Zeit füreinander da als in der „Vereinbarkeitsfamilie", wie die Journalistin Iris Radisch titelt. Die Mutter von drei Kindern beteiligt sich an der derzeitigen Familiendebatte: „Wir müssen neue familiäre Verbindlichkeiten begründen, die von Liebe geprägt sind." In dieser Ausgabe beleuchten wir, was die moderne Familie so krisenanfällig macht. Dazu äußert sich auch Dr. Jürgen Collatz. Der kurz vor der Pensionierung stehende Leiter des Forschungsverbundes Prävention und Rehabilitation für Mütter und Kinder an der Medizinischen Hochschule Hannover, der 1978 federführend das erste Familienhebammenprojekt mitentwickelte, fordert: mehr Familienhebammen.

    Eine Debatte um die Familie gab es schon vor 100 Jahren in Schweden. Als ein Vorbild galt das Künstlerpaar Karin und Carl Larsson – ebenfalls betitelt als „Mutter und Vater der Nation". Sie verkörperten mit ihren sieben ungezwungen aufgewachsenen Kindern Harmonie und Familienglück. Kreativ schufen sie eine eigene Welt, die Larsson malte. Auch er sprach von der Liebe: das Wichtigste für Kinder. War sein Leben ein Mythos? Im Kulturteil gehe ich dieser Frage nach.