Hebammenarbeit in der Corona-Krise

  • Birgit Heimbach, Hebamme und Redakteurin der DHZ: »In dieser Ausgabe befassen wir uns mit Infektionen, denen in der aktuellen Covid-19-Krise weniger Aufmerksamkeit zuteil wird, die aber auch nicht ungefährlich für Mutter und Kind sind und ebenfalls an der Ausbreitung gehindert werden müssen.«

  • Kaum beginnt sich der neue Begriff Corona für das Hymen anstelle des veralteten Begriffs des Jungfernhäutchens durchzusetzen, wird er durch die Corona-Pandemie gleich wieder negativ konnotiert. Alle werden fortan Gefahr mit dem Begriff assoziieren.

    Die International Confederation of Midwives (ICM) schreibt von gravierenden Notlagen in der Geburtshilfe etwa im Iran und betrauert eine an der Atemwegserkrankung Corona Virus Disease 2019 (Covid-19) verstorbene Hebamme, die sich bei infizierten Schwangeren angesteckt hatte.

    Auch in deutschen Kliniken gibt es noch mehr Engpässe in der Geburtshilfe als bereits zuvor, weil einige Hebammen mit dem Corona-Virus in Kontakt gekommen sind und in Quarantäne bleiben müssen. Aufgrund der Ansteckungsgefahr fragen jetzt immer mehr Frauen nach ambulanten Geburten. Der Hebammenverband (DHV) bittet alle Kolleginnen, ihre Kapazitäten zu vergrößern, sich auch nach längerer Arbeitspause zur Unterstützung bei den umliegenden Geburtskliniken zu melden oder sich mit Hebammenteams zu vernetzen. Als hilfreiche Maßnahme wurde vom GKV-Spitzenverband zugesagt, dass nun Beratungen per Telefon oder Video honoriert werden, etwa bei Stillproblemen oder bei Beschwerden im Wochenbett.

    Kaum vorstellbar, dass es selbst hierzulande zu Engpässen an Material gekommen ist. Hebammen fühlen sich von den Gesundheitsämtern im Stich gelassen, weil sie keine Schutzanzüge bekommen. Der Mangel macht kreativ. Hebammen und ÄrztInnen nähen nach Anleitungen im Internet Schutzmasken aus einem kochbaren Aktivstoff, einem Köperstoff. Es handle sich zwar nicht um ein Medizinprodukt nach den Maßstäben des Robert Koch-Instituts, aber besser als nichts. Es gibt sogar einen Namen dafür: Behelf-Mund-Nase-Schutz (BMNS). Auch Textilfirmen sind in die Produktion eingestiegen. Inzwischen empfiehlt sie der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, BürgerInnen zum Schutz für sich und andere. In dieser Ausgabe informieren wir über den Umgang in der Geburtshilfe mit dieser Lungenentzündung.

    Zunächst geht es um vaginale Infektionen, die sich bekanntlich ebenfalls mit einem speziellen Trageschutz, in dem Fall aus Latexgummi, eindämmen ließen. Chlamydien sind hierzulande die häufigsten Erreger sexuell übertragbarer Krankheiten. Bei Frauen unter 20 Jahren liegt die Häufigkeit bei 5 %, bei Schwangeren in diesem Alter sogar bei 10 %. Bei Erstgebärenden um 30 Jahre ist nur noch mit einer Häufigkeit von 2 bis 3 % damit zu rechnen. Die Bakterielle Vaginose erhöht das Risiko für Früh- und Spätaborte, vorzeitige Wehen sowie frühen Blasensprung. Schon zu Beginn der Schwangerschaft sollte daher eine Dominanz der Laktobazillen bestehen. Rezidivierende vaginale Infektionen können zu dauerhaften Schmerzen führen, zur Vulvodynie, der ein eigener Beitrag gewidmet ist. Frauen mit diesem Beschwerdebild gebären laut Statistik ihr erstes Kind in der Regel zwischen 24 und 29 Jahren. Starke Schmerzen können auch auftreten beim Lichen sclerosus, einer nicht ansteckenden Hauterkrankung ungeklärter Ursache. Dabei auftretende Hautdefekte begünstigen wiederum Infektionen. Ebenfalls wichtig zu wissen: Manche gynäkologischen Erkrankungen, etwa Myome, treten heute häufiger auf, da Erstgebärende im Durchschnitt bereits um die 30 sind.