Und wenn genug für alle da ist?

  • Die Quelle ist ein starkes Symbol, das wir mit positiver Energie verbinden. Eine Quelle sprudelt unaufhörlich und spendet lebenswichtiges Wasser. Sie ist freigiebig und macht keine Unterschiede zwischen denen, die aus ihr trinken. Doch wem gehört eine solche Quelle? Dem Besitzer des Grund und Bodens, dem sie entspringt? Oder allen, die in ihrem Umfeld leben und auf sie angewiesen sind? Wem gehört die Erde, ihre Bodenschätze, Luft, Wasser, Meeresschätze? Angesichts der Unsicherheit, wie die Ergebnisse des letzten UN-Klimagipfels in Paris umgesetzt werden können, müssen wir uns ernsthaft darum sorgen, wie nachfolgenden Generationen ein sicheres und gesundes Leben ermöglicht werden kann. Längst haben wir die soziale Marktwirtschaft verlassen und sind den undurchsichtigen, bedrohlichen Mechanismen des Neoliberalismus ausgesetzt, der sich gerade nicht am Gemeinwohl orientiert.

    Geld ist nicht die einzige, aber für gesundheitspolitische Entscheidungen eine wichtige Ressource. Die öffentlichen Krankenkassen haben derzeit eine rekordverdächtige Summe von 15,3 Milliarden Euro als Finanzreserven gehortet, obwohl die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen gegenüber dem Vorjahr mit rund 1,9 Milliarden Euro um 3,1 Prozent gestiegen sind, wie das Bundesministerium für Gesundheit Anfang Dezember verlauten ließ. Trotzdem sieht der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV) keine Möglichkeit, Hebammenleistungen, die sich als ein sicheres Präventions- und Betreuungsnetz rund um die Geburt bewährt haben, auf sichere finanzielle Füße zu stellen. Er droht vielmehr mit der Abschaffung der freiberuflichen Hebammenarbeit zugunsten ambulanter Angebote der Kliniken.

    Der GKV-Spitzenverband ist übrigens auch Spitze, was die Anzahl an Lobbyisten im Bundestag und damit den direkten Zugang zu den Bundestagsabgeordneten angeht. Allein die CDU – die gerade erst gerichtlich zur Veröffentlichung der Kontakte gezwungen werden musste – hat diesem Verband 13 Hausausweise verschafft, die SPD weitere acht. Mehr haben unter den 470 Interessensverbänden im Bundestag nur noch die Konrad-Adenauer- und die Friedrich-Ebert-Stiftung.

    Im Großen wie im Kleinen – ob in Bezug auf den Klimaschutz oder beim Erhalt einer Geburtshilfe, die Frauen wie Hebammen nährt und achtet – wäre es dringend notwendig, behutsam mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. „Ich nehme, was ich brauche. Es ist genug für alle da." Diese beiden Zeilen einer Meditationsübung sind so einfach wie revolutionär. Zu nehmen, was wir brauchen, bedeutet nicht, gierig nach allem zu greifen, was sich uns bietet. Es bedeutet vor allem: zu wissen, was wir wirklich brauchen. Leider wird das, was da ist, weder gerecht verteilt noch schonend behandelt. Auch die Würde der gebärenden Frau, ein angemessenes Einkommen für Hebammen und andere Frauenberufe oder einfach Zeit zum Leben und für die Familie werden bei uns allmählich zu Luxusgütern.

    Es wird Zeit, vehement für eine lebenswerte Zukunft und einen achtsamen Umgang mit den Ressourcen der Welt einzutreten. Gegen geheimes lobbyistisches Geschachere. Für ein menschenwürdiges Geborenwerden, Leben und Sterben!