Versorgt und umsorgt

Wie war das bei mir vor sieben Monaten, als ich zusammen mit meinen beiden Kindern im Badezimmer stand und auf den Teststreifen schaute: „Wenn hier gleich ein blauer Strich erscheint, dann sind wir bald zu fünft.“ Große Augen, gespanntes Gucken und dann überraschend schnell das Ergebnis … Ja!, ein neues Geschwisterchen – und leuchtend strahlende Augen. Das Wunder dringt uns Dreien durch alle Poren. Zum dritten Mal darf ich das Wunder der Schwangerschaft erleben – und ein Wunder bleibt es: „Ein Kind wächst in mir.“ Mein Mann, lächelnd: „Es ist doch schon das dritte.“ Stimmt, aber mir scheint es so unglaublich wie beim ersten Mal. Sobald der Bauch dicker wird, erzählen mir Frauen von ihren Schwangerschaften. Es sind viele glückliche Geschichten, aber auch unglaublich viele unglückliche Geschichten: Sie berichten mir von Ängsten, falschen Diagnosen, Anweisungen ihrer ÄrztInnen, die sie entgegen ihrer eigenen Intuition befolgen, von Schmerzen und Übelkeit … Erinnerungen, die das „Wunder der Schwangerschaft“, so wie ich es gerade wieder erlebe, scheinbar überlagert haben. Auch ich erinnere mich an die Übelkeit in den ersten Monaten und seit Wochen plagen mich Rückenschmerzen – und dennoch bleiben das Glück und der Genuss der Schwangerschaft. Warum, denke ich, ist die Schwangerschaft für viele Frauen mehr eine Last als eine Kraftressource auch im Hinblick auf ihr weiteres Leben?

Mir ist es voll bewusst: Ich hatte das riesige Glück, bereits früh in meiner ersten Schwangerschaft von einer wunderbaren Hebamme und seit meiner zweiten Schwangerschaft zusätzlich von einer tollen Ärztin begleitet zu werden. Bei beiden habe ich nur selten eine „Sorge“ gespürt. In allen drei Schwangerschaften fühlte ich mich in meiner Kompetenz als Frau und als Schwangere wahrgenommen und gestärkt. Ich fühlte und fühle mich umsorgt (von meiner Hebamme, meiner Ärztin, meiner Familie …) – und habe nur selten das Gefühl, „vorsorglich“ das eine oder andere tun zu müssen. Es hat mich immer ein guter Blick der Fachfrauen begleitet. Diesen Luxus, dessen bin ich mir bewusst, haben nur wenige Frauen – der Blick auf das Risiko ist in unserer Gesellschaft einfach zu präsent. Umso mehr hoffe ich, dass Hebammen sich dieses ureigene Arbeitsfeld mehr und mehr zurückerobern und Frauen während der Schwangerschaft begleiten und stärken, indem sie ihnen wieder die Zuversicht geben, die wir brauchen, da uns die Vorbilder abhanden gekommen sind.

So umsorgt gehe ich in den Mutterschutz und freue mich darauf, die nächste Ausgabe der DHZ im Wochenbett zu lesen. Denn auch beruflich ist im guten Sinne „vorgesorgt“ – einen herzlichen Dank an das tolle Redaktionsteam und die vielen AutorInnen, die jeden Monat die Zeitschrift mit interessanten Artikeln bereichern.