Wasser als Therapeutikum

  • Birgit Heimbach im „Gewässer der Erneuerung“ von Niki de Saint Phalle, Tarot-Garten Toskana

  • Bereits in den 1970er Jahren gab es in Deutschland Hebammen, die Wassergeburten betreuten – eher verborgen, zu Hause bei den Frauen. Cornelia Enning war eine von ihnen. Die meisten aber hörten von dieser Methode erst Mitte der 80er Jahre, als Michel Odent über Wassergeburten in der Klinik berichtete. Auch von Igor Charkowsky erfuhren damals einige. Es hieß, dass er in Russland sogar Meeresgeburten betreute. Bald darauf erschien ein Buch, das viele inspirierte und mir damals sehr kostbar war: „Meergeboren". Die spirituelle Therapeutin Chris Griscom hatte darin die Geburt ihres sechsten Kindes im seichten Wasser vor den Bahamas dokumentiert. Diese „ozeanische Ekstase" schien damals einmalig zu sein – und ein bisschen verrückt. Inzwischen sehen selbst Kritiker, dass Wasser ein ideales Medium zum Gebären ist – wenn auch nur bedingt im Meer realisierbar. Die Hebamme Cornelia Enning, die sich immer wieder mit Odent, Charkowsky und Griscom ausgetauscht hat, spezialisierte sich auf Wassergeburtshilfe und schrieb darüber ein Lehrbuch. Sie betont in diesem Heft, dass Wasser ein bedeutendes ausgleichendes therapeutisches Mittel der Geburtshilfe ist – doch oftmals zu warm angewendet wird.

    Wasser kann viele gute Dienste leisten für Mutter und Kind. Vorgestellt wird in dieser Ausgabe die Aquatische Körperarbeit, wie Wasser-Shiatsu und Wassertanz, die Erfahrungen aus dem Mutterleib bewusst machen, Bindungsprozesse ermöglichen und Traumata lösen können. Erläutert wird das Babyschwimmen, das die Entwicklung des Kindes unterstützt. Es geht auch um Sebastian Kneipp, der überzeugt war: „Ein Mittel zur Erhaltung und Vermehrung der Kräfte ist von der Geburt bis an das Ende des Lebens das Wasser." Äußerlich und innerlich. Es geht auch um die Erforschung des Wassers: Hat es ein Gedächtnis? Funktioniert deshalb die Homöopathie? Wasser soll sogar eine Art Gehör haben. Es reagiert angeblich auf Musik.

    Der – für mich durchaus fragwürdige, aber neugierig machende – japanische Forscher Masuro Emoto, der derzeit Vorträge in Deutschland hält, behauptet sogar, dass man Wasser mit positiver Energie aufladen kann, indem man auf das Wassergefäß Worte wie „Liebe" eingraviert. Er hat inzwischen viele Anhänger. Emoto möchte den 25. Juli als den Tag der „Liebe und des Dankes für das Wasser" erklären. Bisher gibt es nur einen Weltwassertag – am 22. März eines jeden Jahres. Die Vereinten Nationen möchten damit zu einem bewussten Umgang mit dem knapper werdenden Wasser anregen.

    Im Kulturteil stelle ich ein Gemälde von Frida Kahlo vor: Die mexikanische Künstlerin, die ihre vielen Schmerzen oft nur in der Badewanne aushielt und täglich stundenlang im Wasser lag, malte das Gebären als ein „Aus dem Wasserziehen".