Hebammenkreißsaal in Herrenberg

Ein Erfolgsmodell

Gudrun Zecha aus dem Krankenhaus Herrenberg mitten in Baden-Württemberg war als leitende Hebamme an der Implementierung eines Hebammenkreißsaals beteiligt. Eine positive Bilanz nach gut sieben Jahren. Gudrun Zecha
  • Wenn das Neugeborene abgenabelt wird, haben Frau und Hebamme und meist auch der Vater den größten Teil eines besonderen gemeinsamen Weg geschafft.

Es gibt Daten und Ereignisse, die prägen sich in unser Gedächtnis ein. Für mich ist das der 21. Oktober 2009, an dem unser Kreißsaalteam nach einer Vorbereitungszeit von 15 Monaten einen Hebammenkreißsaal in Herrenberg eröffnete. Arbeitsgruppen, Fortbildungen und intensive Diskussionen hatten die konzeptionelle Phase geprägt.

 

Zuverlässig anwesend sein

 

Heute, nach gut sieben Jahren, lohnt es sich, die Veränderungen zu betrachten, die wir nach der Einführung des Hebammenkreißsaales erlebt haben, und eine Prognose zu wagen, wie es weitergehen könnte. Für die meisten Frauen ist es ein elementares Bedürfnis, mit den Herausforderungen einer Geburt nicht allein gelassen zu sein. Eine Eins-zu-eins Betreuung wünschen sich die meisten Frauen und genau das gehört zu den Qualitätsmerkmalen eines Hebammenkreißsaales. Um die Qualitätsmerkmale (siehe Kasten) einhalten zu können, bedarf es eines angemessenen Personalschlüssels. Im Krankenhaus Herrenberg wurde daher zusätzlich zu unserem bisherigen Personalschlüssel ein Mehrbedarf an 1,14 Hebammenstellen genehmigt und besetzt.

 

Definition Hebammenkreißsaal

 

Das Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal ist ein hebammengeleitetes geburtshilfliches Betreuungsmodell im klinischen Setting, in dem Hebammen gesunde Frauen in der Schwangerschaft, während und nach der Geburt sowie im Wochenbett betreuen. Die Hebammen arbeiten in dieser Abteilung selbstständig und eigenverantwortlich.

Der Hebammenkreißsaal ersetzt nicht den üblichen ärztlich geleiteten Kreißsaal, sondern stellt eine Erweiterung des geburtshilflichen Angebotes der Klinik dar. Beide Abteilungen arbeiten in enger Kooperation miteinander, so dass im Falle einer sich entwickelnden Komplikation vor, während oder nach der Geburt die Frau vom Hebammenkreißsaal in die ärztliche Betreuung des üblichen Kreißsaals weiter geleitet werden kann. Grundlage hierfür ist eine kontinuierliche Einstufung anhand eines interdisziplinär erarbeiteten geburtshilflichen Kriterienkataloges.

Quelle: Handbuch Hebammenkreißsaal. Von der Idee zur Umsetzung. Verbund Hebammenforschung (Hrsg.). Osnabrück. Januar 2007

Trotzdem bedeutet eine Eins-zu-eins-Betreuung nicht, dass wir den Frauen nicht mehr von der Seite weichen, sobald sie den Kreißsaal betreten. Vielmehr heißt dies für uns: die zuverlässige und ununterbrochene Anwesenheit der Hebamme, wenn es nötig und gewünscht ist. Dazu braucht es Absprachen der im Dienst befindlichen Hebammen, die es der betreuenden Kollegin ermöglichen, von anderen Tätigkeiten oder parallelen Betreuungen befreit zu werden. Das funktioniert in der Regel gut. Eine Eins-zu-eins-Betreuung ist an Tagen mit sehr hohem Arbeitsaufkommen aber nicht machbar. Daher werden die Frauen in den Vorgesprächen darüber aufgeklärt, dass in so einem Fall eine Geburt im Hebammenkreißsaal nicht möglich ist und die Geburt in Zusammenarbeit mit unseren Ärztinnen erfolgt, weil es dann auch nicht möglich ist, eine zweite Hebamme zur Geburt hinzuzuziehen. Eine Geburt im Hebammenkreißsaal wird in der Regel in der letzten Phase von zwei Hebammen begleitet. So kann die Verantwortung geteilt und voneinander gelernt werden. 

 

Intensive und kontinuierliche Betreuung

 

Das Modell Hebammenkreißsaal ist ein Konzept, das Betreuungsintensität und -kontinuität in den Vordergrund stellt. Für die Geburten im Hebammenkreißsaal gibt es bis auf den Vorgespräche-Raum keine speziellen Räume. Somit müssen die Frauen bei einer Überleitung von der alleinigen Hebammenbegleitung zu einer gemeinsamen Betreuung von Hebammen und Arzt nicht den Raum wechseln. Die Überleitung wegen einer pathologischen Veränderung des Geburtsverlaufes findet dadurch statt, dass das Team der betreuenden Hebammen durch eine Ärztin ergänzt wird. Die betreuende Hebamme bleibt in der Regel dieselbe, arbeiten doch fast alle Hebammen sowohl im üblichen Kreißsaal als auch im Hebammenkreißsaal. Nur zwei von 25 Kolleginnen fehlt noch die nötige Berufserfahrung von zwei Jahren (siehe Kasten Qualitätsmerkmale).

 

Qualitätsmerkmale für den Hebammenkreißsaal

 

Betreuungskriterien

  • Betreuungskontinuität und -intensität in der Klinik durch
  1. Vorgespräche in der Schwangerschaft
  2. nahezu Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt
  3. Mitbetreuung (Hebammenvisiten, Entlassungsgespräch) während des Wochenbetts.
  • Vermeidung von Interventionen in der Geburtsbegleitung

Betreuungsinhalte

  • Es gibt einen interdisziplinär erarbeiteten Ein- und Ausschluss-Kriterienkatalog.
  • Es gibt interdisziplinär erarbeitete Handlungsleitlinien
  • Eine Überleitung oder ein ärztliches Konsil sind jederzeit möglich.

Qualitätssicherung

  • Berufserfahrung der geburtsleitenden Hebamme
  • Einheitliches Qualitätsniveau aller Hebammen durch Fortbildungen.

(Modifiziert nach: Gütesiegel Hebammenkreißsaal. Netzwerk Hebammenkreißsäle)

Die Vorgespräche bei Interesse für eine Geburt im Hebammenkreißsaal bieten Frauen oder Paaren die Möglichkeit, diesen Prozess schon im Vorfeld individuell zu gestalten. Idealerweise nimmt der Partner an diesen Gesprächen teil. Die werdenden Eltern werden nicht nur mit dem Hebammenteam und den Räumlichkeiten vertraut, sondern können auch ganz konkret über ihre Wünsche und Ängste sprechen und formulieren, was ihnen besonders wichtig ist. Sie erfahren, dass sie mit ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen wahrgenommen und respektiert werden. Frauen erleben seit langem eine Fragmentierung in der Betreuung von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Das Konzept Hebammenkreißsaal bietet zumindest ansatzweise eine Kontinuität in der Begleitung. Oft können wir die Frauen dabei unterstützen, dass sie zuversichtlich in die Geburt gehen.

Wir erleben eine hohe Zufriedenheit bei den Frauen aus dem Hebammenkreißsaal und wir vermuten, dass dies in hohem Maße mit den Vorgesprächen zusammenhängt. Neben den Erwartungen und Wünschen, die die Frauen formulieren, erhalten wir eventuell auch wichtige Informationen aus der Vergangenheit der Frauen, die uns bei der Geburt helfen, sie dementsprechend zu betreuen. Wir sprechen mit den Frauen aber auch darüber, was es heißt, natürlich und selbstbestimmt gebären zu wollen, und wo die Grenzen der hebammengeleiteten Geburtshilfe liegen. Die Vorgespräche dienen in jedem Fall dem Vertrauensaufbau und haben somit schon eine positive Wirkung auf den Geburtsverlauf. Das Gesprochene wird dokumentiert und steht damit allen zur Verfügung, die in die Betreuung involviert sind. Dies versuchen wir auch nach einer notwendigen Überleitung in den üblichen Kreißsaal, in der Zusammenarbeit mit unseren Ärztinnen so weit wie möglich umzusetzen. Dadurch profitieren die Frauen auch nach einer Überleitung noch von den Vorgesprächen.

 

Die Geburtenzahlen

 

Am augenscheinlichsten wird der Erfolg des Modells Hebammenkreißsaal sicher an den Veränderungen der Geburtenzahlen im Krankenhaus Herrenberg. Wurden 2009 noch 697 Geburten in Herrenberg verzeichnet, so konnten wir uns 2016 über 1.375 Kinder freuen. Das ist eine Steigerung von fast 100 Prozent. Auch eine deutliche Erweiterung des Einzugsgebietes haben wir festgestellt. Die meisten Frauen kommen aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern, manche fahren aber auch deutlich weiter. Der Geburtenzuwachs verlief in all den Jahren stetig. Wir betrachten es als Bestätigung unserer Arbeit, dass immer mehr Frauen und Paare unseren Kreißsaal als Geburtsort für ihr Kind wählen. Ein Drittel der Frauen, die zur Geburt nach Herrenberg kommen, interessiert sich für das Modell Hebammenkreißsaal, das sie durch Empfehlungen, Recherche im Internet oder beim Informationsabend kennengelernt haben. Die Zahlen zeigen, dass viele Frauen neben der Sicherheit einer Klinik auch Wert auf eine intensive Betreuung legen, die die natürliche und selbstbestimmte Geburt fördert.

Bei der Implementierung eines Hebammenkreißsaales kann man damit rechnen, dass etwa zehn Prozent der Geburten in ausschließlicher Hebammenbetreuung beendet werden können. Im Krankenhaus Herrenberg wollten im letzten Jahr zunächst 453 Frauen das Angebot in Anspruch nehmen. 175, also 12,7 Prozent, haben ihre Kinder dann tatsächlich im Hebammenkreißsaal geboren (siehe Abbildung 1). Die anderen Frauen mussten bereits in der Schwangerschaft, bei Eintritt in den Kreißsaal oder unter der Geburt übergeleitet werden. Die Anzahl der übergeleiteten Frauen scheint zunächst hoch, erklärt sich aber daher, dass wir grundsätzlich zuerst einmal alle Frauen zum Erstgespräch annehmen, die sich für das Betreuungskonzept interessieren. Erst in diesem Gespräch wird geklärt, ob die Frau die Kriterien (No- oder Low-Risk) für den Hebammenkreißsaal erfüllt, also ob es sich hier um eine gesunde Schwangere mit einer normal verlaufenden Schwangerschaft handelt. Die Hauptgründe, warum Frauen bei einem der beiden Vorgespräche oder bei Aufnahme im Krankenhaus nicht zur Geburt im Hebammenkreißsaal angenommen wurden, waren: Gestationsdiabetes, Frühgeburt, Terminüberschreitung um mehr als elf Tage, Gestose, Oligohydramnion oder Beckenendlage des Kindes. Ein Teil der Frauen, insgesamt waren es im vergangenen Jahr 19, entschied sich nach den Gesprächen gegen eine Geburt im Hebammenkreißsaal. Die Gründe dafür waren unterschiedlich.

334 Frauen konnten ihre Geburt in ausschließlicher Hebammenbetreuung beginnen. Die Überleitungsgründe, beziehungsweise die Gründe für eine Hinzuziehung einer unserer Ärztinnen, sind in einem Kriterienkatalog klar geregelt. So wurden unter der Geburt Frauen hauptsächlich wegen suspektem oder pathologischem CTG, grünem Fruchtwasser, protrahiertem Verlauf oder Schmerzmittelbedarf übergeleitet.

 

Die Zahlen sprechen für sich

 

Außer der gestiegenen Geburtenzahl gibt es noch andere erfreuliche Veränderungen: Unsere Sectio-Rate ist nach und nach von 31,7 Prozent im Jahr 2009 auf nunmehr 17,6 Prozent im Jahr 2016 gesunken (siehe Abbildung 2).

Die PDA-Rate im gesamten Kreißsaal lag 2009 bei 40,1 Prozent und ist bis 2016 auf 16,94 Prozent gesunken. Die Anzahl der Frauen, die eine Episiotomie erhielten, hat sich in den letzten Jahren halbiert und lag 2016 bei 16,9 Prozent. Für die Frauen, die im Hebammenkreißsaal die Geburt begonnen haben, lag die Sectio-Rate nur bei 5,9 Prozent und die Epi-Rate bei 1,5 Prozent! Alle Frauen, die im Hebammenkreißsaal die Geburt begonnen haben, wurden bei der Berechnung der Prozentzahlen auch als „Frauen im Hebammenkreißsaal" ausgewertet.

Gemeinsame Fortbildungen zur Förderung der physiologischen Geburt haben unsere Kompetenzen erweitert und zum fachlichen Austausch angeregt. Dies hat auch das intensive Bemühen des gesamten Teams aus Hebammen und Ärztinnen um die normale Geburt insgesamt gefördert, und das kommt nicht nur den Frauen im Hebammenkreißsaal zugute. Geburtsprozesse ohne oder fast ohne Interventionen zu begleiten, lässt immer stärker erkennen, wie viele Varianten das Normale hat und wie perfekt Mutter und Kind während der Geburt aufeinander reagieren. Wir haben viel gelernt und lernen immer noch weiter.

 

Keine Brüche in der Betreuung

 

Natürlich werden die Frauen und Paare im Hebammenkreißsaal primär ausschließlich von Hebammen betreut, aber es gehört zu den Qualitätsmerkmalen, dass Ärztinnen bei Bedarf jederzeit zur Geburt hinzugezogen werden können. Das erfordert eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit, damit es nach einer Überleitung keinen Bruch in der Betreuung der Frauen gibt. Während der Implementierungsphase wurde in Zusammenarbeit mit der ärztlichen Leitung der Geburtshilfe ein Kriterienkatalog entwickelt, in dem festgelegt wurde, ab wann eine Frau nicht oder nicht mehr ausschließlich von Hebammen betreut werden darf. Das Hinzuziehen einer Ärztin nennen wir „Überleitung". Die ausführliche Diskussion der Ein- und Ausschlusskriterien, für die teaminternes Fachwissen und Erfahrungen ausgetauscht wurden und die von Zeit zu Zeit überprüft werden, fördert die Zusammenarbeit von Hebammen und Ärztinnen genauso wie das wachsende Verständnis für die jeweils andere Berufsgruppe. Insbesondere dort, wo es um Verantwortung geht.

 

Lernen, Verantwortung teilen

 

So wie die verbesserte Zusammenarbeit lassen sich nicht alle Veränderungen, die wir in den letzten gut sieben Jahren erlebt haben, an Zahlen festmachen. Dazu gehört auch die Zufriedenheit der Frauen. Ihre Zufriedenheit hängt mit Sicherheit auch damit zusammen, wie sehr sich Hebammen mit ihrer Arbeit identifizieren. Das Konzept Hebammenkreißsaal bietet die Möglichkeit, die Abteilung mitzugestalten. Es wird als Gewinn betrachtet, ganz eng mit den Kolleginnen zusammen arbeiten zu können und sich gegenseitig bei der Arbeit zu erleben. Der fachliche Austausch findet täglich statt und das Lernen voneinander bereichert jede Einzelne. Verantwortung wird geteilt und die originäre Hebammenarbeit gewinnt wieder an Bedeutung. Erfreulicherweise erleben wir im Kreißsaal in Herrenberg seit Jahren, dass die Fluktuation von Hebammen gleich Null ist und wir mehr Bewerberinnen als offene Stellen haben.

Die gegenseitige Unterstützung bei der Arbeit erfolgt auf vielfältige Weise. Die Übernahme von Tätigkeiten, damit die Kollegin sich ganz dieser einen Frau widmen kann, die gegenseitige Beratung und Hilfe oder das Teilen von Verantwortung sind uns sehr wichtig. Das Miteinander zählt neben der Möglichkeit, schon in den Vorgesprächen Vertrauen aufbauen zu können und Frauen in ihrem Wunsch nach einer Spontangeburt unterstützen zu können, zum Wertvollsten, was wir in unserem Kreißsaal erleben.

 

Positive Entwicklung und Potenziale

 

Die Geburtshilfe in den westlichen Industrieländern befindet sich in einer Krise. Die Gebärenden sind in der Regel gesund und die mütterliche und kindliche Sterblichkeit ist niedrig. Dennoch erleben auch gesunde Frauen die Geburt ihres Kindes immer seltener ohne technische und medizinische Interventionen, die zum Teil schwerwiegende Nebenwirkungen haben und zu keinem besseren Outcome für Mutter und Kind führen.

Die Entwicklung der geburtshilflichen Abteilung in Herrenberg zeigt, dass im Konzept Hebammenkreißsaal tatsächlich das Potenzial steckt, die normale Geburt zu fördern, – und zwar für alle Gebärenden, nicht nur für diejenigen, die im Hebammenkreißsaal ihre Kinder zur Welt bringen. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn es mehr Hebammenkreißsäle in Deutschland gäbe. Eine politische Unterstützung dieses Konzeptes wäre mit Sicherheit sehr hilfreich. Ein Anfang wäre vielleicht schon ein Statement der für die Gesundheitspolitik Verantwortlichen, in dem bekannt wird, dass Hebammenkreißsäle die physiologische Geburt fördern und deshalb gewollt sind. Ein anderer Ansatz könnte sein, die Vergütung der physiologischen Geburt in den Blick zu nehmen, denn eine solche ist oftmals nur durch viel Geduld und eine zeitintensive Betreuung möglich. Das gibt es nicht umsonst.

 

Zutrauen in die eigene Kompetenz

 

Der entscheidende Faktor dafür, ob es in Zukunft mehr Kliniken geben wird, die dieses Angebot vorhalten, sind wir Hebammen selbst. Hebammen sollten sich mehr zutrauen und Modelle wie den Hebammenkreißsaal ausprobieren und etablieren. Hebammen sind die Fachfrauen für die normale Geburt und bestens dafür ausgebildet. Es macht viel Freude, das gesamte Spektrum originärer Hebammentätigkeit auszuschöpfen und Frauen in ihrem Wunsch nach einer möglichst natürlichen Geburt bestmöglich zu unterstützen.

Für Hebammen, die noch Bedenken haben mögen, nach diesem Konzept zu arbeiten, wäre es vielleicht ein erster Schritt, im Team über die Auswirkungen von geburtshilflichen Interventionen zu diskutieren und die tägliche Arbeitsweise zu reflektieren. Dabei ist es schon interessant, gemeinsam darüber nachzudenken, was eigentlich alles als Intervention zu werten ist. Vielleicht ergeben sich daraus einzelne Konsequenzen, die später dazu ermutigen, einen Hebammenkreißsaal zu implementieren.

 

Vernetzen und austauschen

 

Derzeit gibt es 18 Hebammenkreißsäle in Deutschland. Der Austausch untereinander findet an zwei Netzwerktreffen jährlich statt, bei denen aber nicht alle regelmäßig teilnehmen können. Die Treffen bieten die Möglichkeit zum Erfahrungs- und Informationsaustausch und zur gegenseitigen Unterstützung. Natürlich geht es hier auch um Qualitätssicherung. Für speziellere Themen wie „Chancen und Risiken der zweiten Hebamme bei einer Geburt" oder „Selbstbestimmte Entscheidungen fördern" wäre eine jährliche Tagung für alle Hebammen aus Hebammenkreißsälen sicher hilfreich und interessant.

 

18 Hebammenkreißsäle in Deutschland

 

  1. Bad Nauheim: Gesundheitszentrum Wetterau
  2. Bietigheim: Klinikum Ludwigsburg-Bietigheim Krankenhaus Bietigheim
  3. Bonn: Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Bonn
  4. Bremerhaven: Klinikum Bremerhaven Reinkenheide
  5. Frankfurt am Main: Krankenhaus Nord-West
  6. Düsseldorf: Florence-Nightingale-Krankenhaus der Diakonie in Kaiserswerth (neu)
  7. Gehrden: Klinikum Robert Koch
  8. Gütersloh: Klinikum Gütersloh
  9. Herdecke: Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
  10. Herrenberg: Krankenhaus Herrenberg im Klinikverbund Südwest
  11. Hildesheim: Helios-Kliniken Hildesheim
  12. Kiel: Städtisches Krankenhaus (neu)
  13. Köln: St. Vinzenz-Hospital
  14. Nürnberg: Klinikum Nürnberg-Süd
  15. Osnabrück: Klinikum Osnabrück
  16. Paderborn: St. Johannisstift
  17. Stuttgart: Krankenhaus Bad Cannstatt
  18. Velbert: Klinikum Niederberg

 

Fazit

 

Nach gut sieben Jahren Hebammenkreißsaal fällt die Bilanz rundum positiv aus. Es macht Freude, in einem Team zu arbeiten, das sich mit Elan, Visionen und großem Können für die Förderung der physiologischen Geburt engagiert. Die Zahlen unserer Abteilung sprechen für sich. Meine Hoffnung ist, dass alle Frauen die den Wunsch nach einer selbstbestimmten und natürlichen Geburt haben, den Ort finden, an dem sie bestmöglich unterstützt werden.

Für unseren Hebammenkreißsaal erhoffe ich mir, dass es uns gelingt, die Begeisterung und Motivation für dieses Projekt zu erhalten und gemeinsam an unserer Vision festhalten. Wir sind davon überzeugt, dass es nicht egal ist, wie wir geboren werden und Frauen durch die Erfahrung einer Geburt gestärkt werden können. 

Rubrik: Beruf & Praxis | DHZ 04/2017

Ich bin Abo-Plus-Leserin und lese das ePaper kostenfrei.

Ich bin Abonnentin der DHZ und erhalte die ePaper-Ausgabe zu einem vergünstigten Preis.

Upgrade Abo+

Jetzt das Print-Abo in ein Abo+ umwandeln und alle Vorteile der ePaper-Ausgabe und des Online-Archivs nutzen.