DHZ 04/2017

Wo sehen Sie die Geburtshilfe in 15 bis 20 Jahren?

Wohin entwickelt sich die Geburtshilfe? Eine Frage, die Raum für Spekulationen, Befürchtungen und Hoffnungen lässt. Welche Visionen haben Hebammen, wenn sie 15 bis 20 Jahre weiter denken? Was sind die Meilensteine für eine frauen- und familienfreundliche, nachhaltige Hebammenarbeit? Tara Franke hat Hebammen, Politikerinnen und Menschen, die sich für eine humane Geburtskultur einsetzen, um ein Statement gebeten.
  • „Ein Großteil der Hebammen ist akademisch qualifiziert. Die Hebammen sind Primärversorgerinnen von schwangeren Frauen und Müttern, die sie kontinuierlich betreuen und bei komplexem Betreuungsbedarf mit begleiten. Sie stützen ihre Arbeit auf Hebammendiagnosen, welche Teil eines zyklischen Betreuungsprozesses sind und für die Vergütung der Hebammen herangezogen werden.“ Dr. rer. medic. Gertrud M. Ayerle, Hebamme, Krankenschwester, Vorstand der DGHWi e.V.

  • „Es gibt eine Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt, über deren Ort die Schwangeren selbst entscheiden. Es gibt einen gemeinsamen Haftungsfonds für alle Gesundheitsberufe.“ Birgit Wöllert, MdB, Obfrau für DIE LINKE im Gesundheitsausschuss

  • „Die Sectiorate ist bundesweit wieder auf 15 Prozent gesunken, wir haben eine gute Hebammenversorgung und die Eins-zu-eins-Betreuung unter der Geburt ist gewährleistet – und das alles, weil Politik und Gesellschaft eingesehen haben, dass dieser Bereich existenziell und folgenreich ist!“ Ulrike Hauffe, Bremer Landesbeauftragte für Frauen

  • „Die Kreißbetten sind aus den Kreißsälen verschwunden, stattdessen gibt es viele alternative Möglichkeiten zu stehen, zu sitzen, zu hocken und zu liegen. Unter der Geburt ist die Hebamme kontinuierlich anwesend und hört die kindlichen Herztöne sporadisch, so dass nun sogar überlegt wird, ob nicht auch die CTG-Geräte überflüssig sind …“ Annekatrin Skeide, Hebamme, M.A. Pflegewissenschaft

  • „Wird die derzeitige Entwicklung nicht aufgehalten, wird die Betreuung in den zentralen Großkliniken, die dann verblieben sind, so schlecht sein, dass Geburten wirklich unsicher werden. Als Gegenbewegung dazu wird es immer mehr Alleingeburten geben. Die Wochenbettbetreuung wird aus Hebammenmangel nicht mehr aufsuchend stattfinden können. Jana Friedrich, Hebamme und Bloggerin unter www.hebammenblog.de

  • „Wenn ich durch die rosarote Brille träume, habe ich die Vision von einer Trendwende. Diese ist vor allem im klinischen Setting notwendig. Die Zusammenarbeit von Hebammen und ÄrztInnen auf Augenhöhe, gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen. Ein gemeinsames Ziel. Voneinander lernen, Handwerk und Wissenschaft ergänzen sich. Konzepte, die die Frau und das Kind in den Mittelpunkt stellen. Starke Bündnisse innerhalb der Hebammengemeinschaft.“ Romy Hartmann, Leitende Hebamme in einem Level 1 Krankenhaus, Pforzheim

  • „Ich wünsche mir für die Zukunft entspannte Hebammen, die sich keine Gedanken um Versicherungen und Fachkräftemangel machen müssen, sondern die sich darauf konzentrieren können, Frauen eine selbstbestimmte Geburt zu ermöglichen.“ Daniela Kolbe, SPD, MdB und Mitglied des Petitionsausschusses

  • „Geburtshilfe in 20 Jahren sehe ich trotz aller Unbill optimistisch, sonst könnte ich auch die aktuellen Entwicklungen nicht aushalten. Noch immer haben die Frauen den Weg auf die Straße gefunden, das ist meine große Hoffnung!" Grit Kretschmar-Zimmer, 1. Vorsitzende des Hebammen-Landesverbandes Sachsen, Hoyerswerda

  • „In 20 Jahren arbeiten Hebammen interdisziplinär vernetzt auf Augenhöhe mit GynäkologInnen und GeburtshelferInnen. Es ist selbstverständlich, dass eine Frau mit unauffälliger Schwangerschaft zu Hause mit Hebamme und Doula-Begleitung gebärt oder den für sie sicheren Geburtsort mit der Beleghebamme frei wählt. Initiiert wurde ein Qualitäts- und Reflexionspool von Hebammen, die noch über die Erfahrung verfügen, wie eine normale Geburt ohne unnötige Interventionen begleitet werden kann.“ Astrid Draxler, Fachliche Leitung der Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternseine.V., München

  • „Mehr Kontrolle, mehr Technik, mehr vermeintliche Sicherheit und mehr Kosten für die Gesellschaft sind der Preis für weniger Vertrauen in das Gebären. Ich vertraue auf die Macht der Natur, denn sie hat den Menschen mit der Fähigkeit zum Denken ausgestattet. Ich sehe die Geburtshilfe in 20 Jahren mit selbstbestimmten Frauen, die sagen, was sie wollen und brauchen!“ Daniela Wandel, freiberufliche Hebamme nach 18 Jahren Klinik, Kreisvorsitzende, QM-Multiplikatorin

  • „Ich sehe die Geburtshilfe auf dem Weg von der Quantität zur Qualität. Eine Betreuung der Frauen in Familienzentren mit eingebundenen Hebammenteams zur Vorbereitung und Stärkung der Frauen zur Geburt – Betreuung der Frauen unter der Geburt in Hebammenteams mit Eins-zu-eins- oder Zwei-zu-eins-Betreuung.“ Britta Höpermann, Hebamme, Geschäftsführerin im Geburtshaus Hamburg

Dieser Artikel ist nur als komplette ePaper-Ausgabe der DHZ erhältlich!

ePaper der DHZ 04/2017 jetzt kaufen!

Ich bin Abo-Plus-Leserin und lese das ePaper kostenfrei.

Ich bin Abonnentin der DHZ und erhalte die ePaper-Ausgabe zu einem vergünstigten Preis.

Upgrade Abo+

Jetzt das Print-Abo in ein Abo+ umwandeln und alle Vorteile der ePaper-Ausgabe und des Online-Archivs nutzen.