Rundruf

Dr. Harald Lehnen, Chefarzt der Frauenklinik am Elisabeth-Krankenhaus Rheydt in Mönchengladbach

Unter der Geburt wird ausschließlich die pH-Messung mit pCo2 und BE genutzt. So kann zwischen einer respiratorischen oder metabolischen Azidose respektive Alkalose unterschieden werden. Die Laktatbestimmung dürfte hier wenig hilfreich sein. Zu einer klareren Aussage kommen wir nur mit der pH-Bestimmung. Dies dürfte auch forensisch eine wichtigere Rolle spielen. Die Laktatbestimmung würde mir als perinatologischem Gutachter nicht wirklich weiterhelfen.

PD Dr. med. Tamme Goecke, Leiter der Pränatalen Medizin und Geburtshilfe am RoMed Klinikum Rosenheim

Der niedrige pH-Wert und der hohe Laktatwert weisen beide mit ähnlicher Sensitivität auf eine Azidose hin, ohne dass ein Marker besser als der andere wäre. Der Vorteil der Laktatbestimmung liegt darin, dass ein deutlich kleineres Blutvolumen benötigt wird, um einen aussagekräftigen Wert zu erhalten. In unserer Klinik hat sich trotz routinemäßiger Bestimmung beider Werte das Laktat als alleiniger Parameter zur Beurteilung einer (Notfall-)Situation noch nicht durchgesetzt. Letztendlich tut man aber sicher gut daran, auch über den Laktatwert einschätzen zu lernen, ob eine Azidose vorliegt, falls aufgrund des geringeren MBU-Volumens der ph-Wert nicht suffizient ermittelt werden kann.

Prof. Dr. med. Michael Abou-Dakn, Ärztlicher Direktor, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Joseph Krankenhaus Berlin

Natürlich nutzen wir die pH-Messung, auch wegen der Perinataldatenerhebung. International ist Laktat als Parameter für die Azidose anerkannter. Insbesondere ist der berechnete BE zu ungenau. Daher sollten wir in Zukunft lieber auch national auf die Laktatbestimmung umstellen. Wir beachten diese bereits jetzt bei der Leihazidose insbesondere bei Diabetikerinnen unter der Geburt.