Rundruf

Nadja John, Kreißsaal-, Wochenbett- und Vorsorgehebamme in Sulz am Neckar und Bundesdelegierte der JuWeHen; im berufsbegleitenden Studium der Hebammenwissenschaften an der DHBW Stuttgart

An sich erfüllt die Theorie der altruistischen Leihmutterschaft einen zentralen Wunsch der heutigen Gesellschaft: Paare mit Kinderwunsch ohne weitere Möglichkeiten können so einen lang gehegten Wunsch verwirklichen in einer oberflächlich betrachteten Win-Win-Situation.

Allerdings wird in der Praxis schnell klar wird ist, dass nur die Verschiebung eines Traumas geschieht. Trotz der einvernehmlichen Einigung findet eine starke körperliche und hormonelle Veränderung in der Leihmutter statt. Sie bleibt verwaist zurück, was tiefe psychische und wundheilungstechnische Probleme zur Folge haben kann und auch hat.

Daher stellt sich mir die Frage: Was ist besser? Die Kinderlosigkeit und Depression aufgrund von einer Lebenserfahrung, die einem Menschen verwehrt bleibt, oder die Traumatisierung und körperlich nicht reversible Veränderung einer Leihmutter?

Bettina Breunig, Hebamme im Kreißsaal der München Klinik Neuperlach

Eine Kinderwunschbehandlung ist in der Regel nicht in zwei bis drei Versuchen erfolgreich. Somit ist die Erfüllung des Kinderwunsches oft auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Dass in solch unglücklichen Situationen nahestehende Freundinnen oder Familienangehörige ernsthaft in Betracht ziehen, aushelfen zu wollen, ist verständlich. 

Fakt ist, dass ein Verbot wie bei uns die zum Teil fragwürdigen Angebote befeuern, beispielsweise in der Ukraine oder in Indien. Die Nutzung von Leihmüttern in Ländern, wie etwa den USA, und was wir davon mitbekommen, beeinflusst auch unsere kollektive Haltung zu diesem Thema. 

Die Legalisierung der altruistischen Leihmutterschaft gehört für mich zur Wahlfreiheit und persönlichen Entscheidungsfreiheit einer jeden Frau.