Rundruf

Manchmal wünschen sich Eltern eine Nachbesprechung der Geburt. Geschieht dies im interdisziplinären Team, ist das nicht nur wichtig für die Familien, sondern kann auch Anstoß für Veränderungen der Praxis sein. Ist diese »Teamarbeit« machbar?

Annemarie Wiegel, Hebamme und Praxisanleiterin, Krankenhaus Geesthacht

Nach schwierigen Geburten biete ich den Frauen immer ein Nachgespräch an. Ich halte das für den Verarbeitungsprozess für essenziell wichtig. Besondere Fälle werden auch interdisziplinär besprochen. Im Team gibt es Überlegungen, die Geburtsnachgespräche künftig regulär jeder Frau anzubieten und Fallbesprechungen noch regelmäßiger in unsere Dienstbesprechungen einzubauen, um die Qualität unserer Arbeit stetig zu verbessern und von- und miteinander zu lernen.

 

Sarah Schulze, Elternvertreterin, Dozentin für Praxisanleitung, beteiligt am Aufbau eines interdisziplinären Teams im Ortenau Klinikum

Ich sehe das Potenzial in der Entfaltung von wechselseitiger Empathie. Im interdisziplinären Team erlebe ich das Miteinander von Hebammen, Gynäkolog:innen und Eltern. Durch Zu- und Hinhören, achtsame Kommunikation und den festen Willen, es verstehen zu wollen, entsteht ein konstruktives Feedback, aus dem das Team die Möglichkeit erhält, Veränderungen nachhaltig zu initiieren. Die Gespräche machen Mut, sowohl kleine Dinge im geburtshilflichen Alltag, als auch größere, meist strukturelle Schwierigkeiten, anzugehen und zu verändern.

 

Dr. Wolf Lütje, Gynäkologe, Geburtscoach, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG)

Nachbesprechung muss ein »Muss« sein: für die Eltern, das Team, die Qualität. Sie ist Teil einer wertschätzenden Sicherheits- und Fehlerkultur, die den Weg weist zwischen dem Zuviel und Zuwenig. Nur so können insbesondere Gewalt und Trauma für alle frühzeitig erkannt, bearbeitet und dadurch zukünftig vermieden werden.

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 12/2024

Upgrade Abo+

Jetzt das Print-Abo in ein Abo+ umwandeln und alle Vorteile der ePaper-Ausgabe und des Online-Archivs nutzen.