Rundruf

Wie stehen Sie zur vertraulichen Geburt, die Frauen ermöglicht, ihr Kind anonym zur Welt zu bringen, ihre persönlichen Daten jedoch zu hinterlegen?

Bettina Zumkley-Focke, leitende Hebamme am Universitätsklinikum Münster

Ich bewerte die Möglichkeit der vertraulichen Geburt als positiv. Trotz der Geheimhaltung der Schwangerschaft und Geburt können die Frau und das Kind eine qualifizierte Betreuung und Versorgung in Anspruch nehmen und eine sichere Geburt erleben. Dass das Kind später das Recht hat, seine Herkunft zu erfahren, finde ich sehr wichtig. Ich glaube, dieses Angebot ist eine geeignete Hilfe, eine Frau und ihr Kind in verzweifelten Situationen vor Abbrüchen, Kindesaussetzungen oder Tötungen zu bewahren.

 

Leyla Moysich, Geschäftsführerin bei SterniPark, Hamburg

Ich habe in Hamburg vor 20 Jahren die Initiativen SterniPark und das Projekt Findelbaby mit ins Leben gerufen. Mütter und Schwangere in Not bekamen dadurch die Möglichkeit, ihr Kind nach der Geburt in eine Babyklappe zu legen oder anonym in einem Krankenhaus zu gebären.

Die vertrauliche Geburt soll eine Alternative dazu sein. Das ist sie für mich jedoch nur eingeschränkt: Ich sehe diese Hilfe nicht als bedingungslos, da die Mutter verpflichtet wird, ihre Personendaten anzugeben. Diese Hürde ist für viele Frauen viel zu hoch.

 

Heidi Blohmann-Krüger, Hebamme im Ruhestand, Initiatorin des Vereins »Leere Wiege« e.V.

Dem Kind eine spätere Kontaktaufnahme zu ermöglichen, finde ich grundsätzlich wünschenswert. Es liegt in der Natur eines jeden Menschen, um seine Herkunft wissen zu wollen. So hat das Kind die Möglichkeit, seine eigene Mutter kennenzulernen. Eventuelle Fragen ließen sich für das Kind klären! Nicht nur die Motivation zur anonymen Geburt, sondern auch allzu Menschliches: Wo sind meine ethnischen Wurzeln? Waren meine Eltern gesund? Oder auch: Habe ich Geschwister? Die Fragen zum Datenschutz müssten zuvor juristisch abgeklärt sein.

Rubrik: Immer in der DHZ | DHZ 05/2019

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