Aufschlussreiche Blutproben

Fünf Fehlgeburten lagen hinter ihr. Die Frau erzählte mir, dass sie ihren Kinderwunsch schon aufgegeben hatte. Bis endlich ihre Gerinnungsfaktoren bestimmt wurden. Das Ergebnis: eine Thromboseneigung. Ihr Blut neigte so stark zur Bildung von Gerinnseln, dass keine normale plazentare Entwicklung möglich war. Unter Heparin verlief die folgende Schwangerschaft problemlos. Die Frau war glücklich, das Kind gesund. Es ist wohl noch zu wenig bekannt: Ein Zuviel oder Zuwenig der Gerinnung kann eine Schwangerschaft erheblich gefährden. Ein einfacher Bluttest klärt das. Hebammen haben jeden Tag mit Blut zu tun, aber über die Zusammensetzung des roten Lebenssaftes, über dessen physiologische und pathologische Veränderungen bei Schwangeren lernen sie verhältnismäßig wenig.

Anämien gehören zu den häufigsten Risikofaktoren für Frühgeburten, erklärt Prof. Dr. Christian Breymann von der Forschungsgruppe Feto-Meternale Hämatologie in Zürich. 90 Prozent der Schwangerschaftsanämien beruhen auf einem reduzierten Eisenspeicher. Die Menge an eisenspeicherndem Eiweiß Ferritin in einer Blutprobe gibt darüber am besten Aufschluss. Auf meine Nachfrage bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), warum nach den gültigen Mutterschaftsrichtlinien immer noch ausschließlich das weniger aussagekräftige Hämoglobin in der Schwangerschaft bestimmt wird, erfuhr ich, dass unter der Leitung des emeritierten Professors für Geburtshilfe Dr. Joachim Dudenhausen eine neue Leitlinie dazu entwickelt wird. Diese soll nun zusätzlich den Ferritinspiegel mit aufnehmen. Wann und ob die Leitlinie durchgesetzt wird, ist noch offen, aber Hebammen können Frauen schon entsprechend aufklären.

Segensreich für einige Schwangere könnte ein Bluttest sein, der gerade erforscht wird. Gemessen wird dabei die Konzentration der Stoffe „soluble fms-like tyrosine kinase“ (sFlt) und des „placental growth factor“ (PIGF), die an der Gefäßbildung beteiligt sind. Man vermutet, dass sie für die Früherkennung einer Präeklampsie taugen. Die Therapie wäre eine Blutwäsche. Ein Test, der dagegen schon lange bekannt ist, ist der Antikörpersuchtest mittels indirektem Coombs-Test. Er klärt, ob es während der Schwangerschaft durch einen Übertritt von kindlichen Zellen in das Blut der Mutter zu einer Antikörperbildung gekommen ist. Allerdings bemängeln Experten, dass bei einem positiven Befund immer noch nicht schnell genug reagiert werde. Der Transfusionsmediziner Dr. Markus Müller schreibt über die Behandlung etwa beim Morbus hämolyticus neonatorum. Dazu gehören Bluttransfusionen, die selbst für ein Neugeborenes heute verhältnismäßig wenige Risiken bergen.
Im Klinikum Duisburg-Wedau erinnert ein Werk von Birgitta Weimer an die Möglichkeit dieser medizinischen Intervention: „Transfusion II“, direkt neben der Neugeborenenabteilung. Im Kulturteil stelle ich einige ihrer Werke vor. Birgitta Weimer befasst sich auf abstrakte Weise intensiv mit Blut und Adern.