Double the trouble, twice the nice

  •  

    Jahrhunderte alte Legenden aus verschiedenen Kulturen belegen, dass Zwillinge als Besonderheit gleichermaßen verehrt und gefürchtet wurden. Für einige waren sie Götter, für andere Teufel. In jedem Fall wurden ihnen besondere Fähigkeiten zugeschrieben. Oft galt die Zwillingsgeburt als unnatürlich, weshalb sie bei einigen Naturvölkern verachtet und zum Teil sogar beide Kinder, aber mindestens eines getötet wurde.

    Werden mehr als zwei Kinder zur selben Zeit geboren, ist dies bis heute eine Meldung wert. Dabei ist eine Schwangerschaft mit Mehrlingen nicht immer eine doppelte oder dreimal so große Freude. Eine Mehrlingsmutter beschrieb es einmal so: »Es gibt Glück, das so groß ist, dass man darunter zusammenbrechen kann.«

    Durch den verstärkten Einsatz der Reproduktionsmedizin werden nicht mehr nur gesunde junge Frauen mit Mehrlingen schwanger, sondern auch solche, die krankheits- oder altersbedingt sonst gar nicht in die Betreuung der Hebamme gelangt wären.

    Geburtshilflich und pädiatrisch waren Mehrlingsschwangerschaften und -geburten schon immer eine Herausforderung. Der Gynäkologe und Hochschullehrer Max Runge schrieb 1902: »Die Prognose ist bei der Zwillingsgeburt für die Mutter ein wenig, für die Kinder aber entschieden ungünstiger, als bei der einfachen Geburt. ... für die Kinder ihre sehr vermehrte Sterblichkeit nach der Geburt infolge der meist geringeren Entwicklung oder ihrer Frühreife, für die Mutter ferner die der Gefährlichkeit der atonischen Nachblutung ... Für die Drillings-, Vierlings- und Fünflingsgeburt gilt in Bezug auf den Geburtsverlauf, Kindslagen und Komplikationen das Gleiche wie bei Zwillingen.«

    Das Management von Mehrlingsgeburten muss auf jeden einzelnen Fall zugeschnitten werden. Ob das so hohe Sectioraten legitimiert, wie wir sie in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern sehen, bleibt zu diskutieren. Altes Handwerkswissen zu Mehrlingsgeburten geht verloren, wenn es nicht im praktischen Training überliefert wird.

    Die größte Herausforderung ist sicher die Frühgeburtlichkeit mit all ihren Folgen. Wünsche von Mehrlingseltern zeigen, dass vor allem die postpartale Betreuung besser werden kann. Harte Bänke, Klappbetten oder unzureichendes Bonding auf Neugeborenen-Intensivstationen sind heute nicht mehr zeitgemäß.

    Unreif geborene Kinder zu stillen, ist nicht leicht. Und neben der Ernährung von mehr als einem Kind befindet sich die Frau auch noch in der Rekonvaleszenz. Manche Mütter würde es sehr entlasten, wenn sie diesem Anspruch nicht auch noch genügen müssten.

     

    Peggy Seehafer