RS-Virus

Antikörper­prophylaxe führte zu Rückgang der Hospitalisie­rungen von Säuglingen

  • In Luxemburg wurde erstmals während der RSV-Saison allen Müttern die passive Immuni-sierung ihrer Neugeborenen mit dem Antikörper Nirsevimab angeboten.

  • RSV-Infektionen gehören weltweit zu den häufigsten Ursachen für Krankenhausbehandlungen von Kleinkin­dern. Besonders gefährdet sind die Kinder im ersten Lebensjahr, wenn sie noch keine Immunität aufgebaut haben.

    Seit 1999 besteht die Möglichkeit, die Neugeborenen durch den monoklonalen Antikörper Palivizumab vor einer Infektion zu schützen. Die Behandlung musste jedoch wegen der kurzen Halbwertzeit monatlich wie­derholt werden. Aus organisatorischen und finanziellen Gründen wurde Palivizumab nur bei Hochrisiko-Patient:innen eingesetzt.

    Im Oktober 2022 wurde mit Nirsevimab ein Antikörper mit einer längeren Halbwertzeit in der EU zugelassen, der die gesamte RSV-Saison abdeckt, so dass die Neugeborenen nur eine einzige intramuskuläre Injektion benötigen.

    Während andere Länder noch zögerten, entschieden die Behörden in Luxemburg, die Behandlung in der Saison 2023/24 (Oktober bis März) für alle Neugeborenen anzubieten. Für die Kinder, die zwischen Januar und September 2023 geboren wurden, gab es ein »Catch-up«-Programm. Nach den Recherchen von Corinna Ernst von der Gesundheitsbehörde des Stadtstaates wurden 84 % der 2023 in den 4 Geburtskliniken des Landes geborenen Kinder passiv mit Nirsevimab immunisiert.

    Die Behandlung hat nach Einschätzung von Ernst dazu beigetragen, dass im Jahr 2023 nur 241 Kinder unter 5 Jahren wegen einer schweren RSV-Infektion im Krankenhaus behandelt werden mussten. Verglichen mit 389 Fällen im Jahr 2022 ist dies ein Rückgang um 38 %. In der Altersgruppe unter 6 Monaten, die in erster Linie von der Behandlung erreicht wurde, sank die Zahl sogar um 69 % von 232 auf 72 Hospitalisierungen. Damit scheinen sich die Ergebnisse der klinischen Studien, in denen Nirsevimab eine Schutzwirkung von 74 % bis 86 % erreichte, im klinischen Alltag zu bestätigen.

    Dass der Rückgang tatsächlich auf die Behandlung zurückzuführen ist, kann die Studie zwar nicht mit letzter Sicherheit belegen. Ein Hinweis ist jedoch, dass von den 72 Kindern im Alter unter 6 Monaten, die im Kran­ken­haus behandelt werden mussten 47 (65,3 %) nicht immunisiert waren.

    Von den 28 Kindern, die eine Sauerstoffergänzung benötigten, waren 22 nicht immunisiert. Von den 13 Säug­lingen, die eine nasale High-Flow-Therapie erhielten, waren 9 ohne den Antikörperschutz von Nirsevimab.

    Quelle: Mossong, J. et al. (2023). Impact of nirsevimab prophylaxis on paediatric respiratory syncytial virus (RSV)-related hospitalisations during the initial 2023/24 season in Luxembourg. Eurosurveillance. doi: 10.2807/1560-7917.ES.2024.29.4.2400033 ∙ aerzteblatt.de, 31.1.2024 ∙ DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 01.02.2024