Systematische Übersichtsarbeit

Liegt das Risiko für eine Postpartale Depression in der Familie?

  • Bei Frauen, in deren Familienanamnese psychiatrische Erkrankungen vorliegen, ist das Risiko für eine PPD doppelt so hoch.

  • Die Datenlage zu möglichen Zusammenhängen zwischen einer psychiatrischen Erkrankung vor einer Schwangerschaft und der Entwicklung einer postpartalen Depression wird widersprüchlich eingeschätzt: So existieren Einzelstudien, die einen Zusammenhang zum Ausdruck bringen, neben systematischen Übersichtsarbeiten, welche keinen Zusammenhang aufzeigen. Daher wurde eine erneute systematische Übersichtsarbeit durchgeführt, um die Datenlage in aktuell verfügbarer Literatur darzustellen.

    Durchgeführt wurde diese mit dem Ziel, mögliche Zusammenhänge zwischen der Familienanamnese einer psychiatrischen Erkrankung und dem Auftreten einer postpartalen Depression während der ersten zwölf Lebensmonate des Kindes zu evaluieren. Eingeschlossen wurden 26 Studien aus fünf Kontinenten (n=100.877 Frauen). Die Auswahl der Studien wurde durch zwei Gutachterinnen durchgeführt, welche Publikationen bis März 2022 berücksichtigten.  Das Evidenzlevel der eingeschlossenen Studien nach GRADE wurde als moderat eingestuft.

    Die Ergebnisse zeigten: Eine postpartale Depression trat bei 15 % aller eingeschlossenen Frauen auf. Bei denjenigen Frauen, in deren Familienanamnese eine psychiatrische Erkrankung vorlag, war das Risiko einer postpartalen Depression fast doppelt so hoch wie bei Frauen, in deren Familienanamnese keine psychiatrischen Erkrankungen vorkamen.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass eine psychiatrische Erkrankung in der Familienanamnese der Frau als starker Risikofaktor für das Auftreten einer postpartalen Depression gewertet werden kann. Sie empfehlen, den Risikofaktor einer psychiatrischen Erkrankung bereits während der Schwangerschaft zu identifizieren. Zudem sollten bei Vorliegen einer psychiatrische Vorerkrankung zeitnah gezielte präventive Maßnahmen ergriffen werden.

    Quelle: Zacher Kjeldsen, M.-M., Bricca, A., Liu, X., Frokjaer, V. G., Madsen, K. B. & Munk-Olsen, T. (2022). Family History of Psychiatric Disorders as a Risk Factor for Maternal Postpartum Depression: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Psychiatry, DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2022.2400 ∙ DHZ

    Rubrik: Wochenbett

    Erscheinungsdatum: 29.08.2022