Postnatales Seeding

Viele Mütter tragen Krankheitserreger

  • Auch gesunde Mütter tragen potenziell schädliche Krankheitserreger in sich. Dies gilt es beim sogenannten Vaginal Seeding zu berücksichtigen.

  • Auch gesunde Mütter, die sich auf eine Fäkaltransplantation für Kaiserschnittgeborene vor­be­reiten, tragen potenziell schädliche Krankheitserreger in sich. In einer noch laufenden prospektiven finni­schen Studie (SECFLOR) mit 90 schwangeren Frauen fiel der Screeningtest bei 42 % positiv aus – eine Trans­plantation konnte nicht stattfinden.

    Das Ergebnis unterstreiche die Bedeutung eines Screenings von Fäkal-, Damm- und Vaginalproben, um die Sicherheit des Transplantationsprozesses von Kaiserschnittgeborenen zu gewährleisten, schlussfolgerten die Studienautoren beim Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID).

    Seit Herbst 2019 hatte ein Team um Otto Helve vom Universitätsklinikum Helsinki und vom Finnish Institute of Health and Welfare für die Studie 90 gesunde schwangere Frauen rekrutiert, bei denen ein elektiver Kaiser­schnitt geplant war. Neugeborenen, bei deren Müttern das Screening auf potenziell schädliche Krankheitserreger drei bis vier Wochen vor dem Kaiserschnitt negativ ausfiel, erhielten innerhalb von 2 Stunden nach der Geburt 3,5 mg des Trans­plantats von ihrer eigenen Mutter oder ein Placebo als Gemisch in die Muttermilch.

    Das Screening erfolgte gemäß den europäischen Leitlinien. Unter den detektierten schädlichen Erregern zählten in erster Linie Gruppe-B-Streptokokken (GBS), der einzellige Parasit Dientamoeba fragilis und Heliobacter pylori. Während der Nachbeobachtung von zwei Jahren wurden Stuhl- und Blutproben von Kind und Mutter auf Verän­de­rungen in der Heterogenität des Mikrobioms zwischen den Gruppen untersucht. So können etwa immuno­logische Veränderungen bewertet werden, zum Beispiel Reaktion auf Impfungen und die Funktion und Inter­aktion von Immunzellen in vitro.

    31 Säuglinge hätten das Transplantat oder Placebo in der Muttermilch ohne nennenswerte Nebenwirkungen erhalten, berichteten die Autor:innen aus Finnland. Eine Sectio wird mit einem erhöhten Risiko für viele immunbedingte Krankheiten in Verbindung gebracht. Einige Forschende vermuten als Ursache einen Mangel an mütterlichen Mikroben im frühen Leben. Denn Kaiserschnittgeborene kommen nicht mit den mütterlichen Fäkalmikroben in Berührung.

    Die fäkale Mikrobiotatransplantation (FMT) wurde bereits erfolgreich bei Erwachsenen eingesetzt, um die Zusammensetzung der Darmmikrobiota zu normalisieren und Krankheiten wie wiederkehrende Clostridium-difficile-Infektionen zu therapieren. Das vaginale Impfen oder auch vaginal Seeding, bei dem per Sectio entbundene Kinder mit Vaginalsekret der Mutter eingerieben werden, ist jedoch umstritten. Der Nutzen wird infrage gestellt.

    Quelle: aerzteblatt.de, 8.5.2023 ∙ DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 09.05.2023