Systematische Übersichtsarbeit

Abnehmende Kindsbewegungen ernst nehmen

  • Zum ersten Mal hat eine Meta-Analyse die Wahrnehmung von Kindsbewegungen systematisch in den Blick genommen in Bezug auf die Outcome-Parameter des Kindes. Ergebnis: Nach Kindsbewegungen zu fragen, ist ein wichtiger Bestandteil der Anamnese.

  • Kindsbewegungen werden von Frauen während der Schwangerschaft mehr oder weniger intensiv wahrgenommen. Was jedoch wissen wir zu den Auswirkungen auf Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, wenn Kindsbewegungen reduziert auftreten?

    Werden abnehmende Kindsbewegungen wahrgenommen, gilt dies als Alarmzeichen für einen schlechten Gesundheitszustand des Kindes. Perinatale Outcome-Parameter wurden bislang häufig in nicht-randomisierten Studien untersucht, beispielsweise in Bezug auf mögliche Zusammenhänge zwischen abnehmenden Kindsbewegungen und kindlichen Todesfällen, Frühgeburtlichkeit und Wachstumsretardierung.

    Durchgeführt wurde zu diesem Themenkomplex nun eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse unter 39 nicht-randomisierten Studien  mit Daten zu 724.824 Frauen.

    Eingeschlossen wurden Studien mit Geburten nach der 24. Schwangerschaftswoche, in denen Ergebnisse von Studien zu Outcomeparametern von Frauen mit beziehungsweise ohne abnehmende Kindsbewegungen evaluiert wurden. Es wurden Publikationen bis September 2022 berücksichtigt.

    Die Autor:innen benennen die Limitierung, dass abnehmende Kindsbewegungen in den verschiedenen zugrundeliegenden Studien unterschiedlich definiert wurden.

    Die Ergebnisse zeigen für Frauen mit abnehmenden im Vergleich zu Frauen mit normalen Kindsbewegungen ein 3,44-fach erhöhtes Risiko für ein intrauterines Versterben des Kindes. Ebenso  liegt bei Frauen mit abnehmenden Kindsbewegungen ein 1,37-fach erhöhtes Risiko vor, ein Kind mit Wachstumsretardierung zu gebären. Zudem ist für diese Frauen das Risiko einer Geburtseinleitung 1,8-fach erhöht, einer vaginal-operativen Entbindung 1,1-fach erhöht sowie das Risiko für einen Kaiserschnitt 1,5-fach erhöht, nicht jedoch das Risiko der Frühgeburtlichkeit oder der neonatalen Mortalität.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass abnehmende Kindsbewegungen mit verschiedenen kindlichen Risiken assoziiert sind. Sie sollten somit ernst genommen werden.

    Quelle: Carroll, L., Gallagher, L., & Smith, V. (2023). Pregnancy, birth and neonatal outcomes associated with reduced fetal movements: A systematic review and meta-analysis of non-randomised studies. Midwifery, 116, 103524. https://doi.org/10.1016/j.midw.2022.103524 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 13.02.2023