Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

60 Jahre AWMF – 800 medizinische Leitlinien

  • Mit ihren 182 Mitgliedsfachgesellschaften vertritt die AWMF viele medizinische Fachrichtungen und hat im Laufe der Jahre etwa 800 Leitlinien erstellt.

  • Im Rahmen eines Festaktes im Anschluss an ihre Delegiertenkonferenz hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) am 12. November 2022 ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. In Grußworten und Festvorträgen gingen die Vortragenden auf die Bedeutung der AWMF für eine evidenzbasierte Gesundheitsversorgung ein, die insbesondere in der Erstellung von medizinischen Leitlinien besteht.

    Ein Meilenstein in der Geschichte der AWMF war die Gründung des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement (IMWi) im Jahr 2009, das die Fachgesellschaften seitdem bei der Erstellung der Leitlinien unterstützt. Eine neue Herausforderung stellt die Digitalisierung des Leitlinienwissens dar, die sicherstellen soll, dass das evidenzbasierte Wissen auch für weitere Anwendungen in Krankenversorgung, Lehre und Forschung verfügbar gemacht wird.

    Seit der Gründung der AWMF im Jahr 1962 haben die in ihr zusammengeschlossenen Fachgesellschaften einen Wissensschatz in Form von mehr als 800 Leitlinien erarbeitet. Die medizinischen Leitlinien, die sich im Leitlinienregister der AWMF befinden, fassen den jeweils aktuellen Stand des Wissens zusammen und bilden damit die Grundlage für vertrauenswürdige faktenbasierte Entscheidungen in der Behandlung von Patientinnen und Patienten.

    Sabine Dittmar, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, betonte in ihrem Grußwort, dass die Bedeutung der evidenzbasierten Medizin für die Gesundheitsvorsorge nicht zuletzt durch die Pandemie noch deutlicher geworden sei. Dittmar sieht die AWMF als wichtige Partnerin für die Gesundheitspolitik. Die zahlreichen Stellungnahmen und Leitlinien der AWMF böten immer wieder eine vertrauenswürdige Faktenbasis für gesundheitspolitische Entscheidungen, erklärte die Gesundheitspolitikerin »Mit ihren 182 Mitgliedsfachgesellschaften steht die AWMF für die Gesamtheit der interprofessionellen Medizin, wodurch sie in besonderer Weise geeignet ist, Entscheidungen für die Politik vorzubereiten«, bestätigte auch der Präsident der AWMF Professor Dr. Rolf-Detlef Treede.

    Um das Wissen aus den Leitlinien zukünftig auch für digitale Anwendungen nutzen zu können, hat die AWMF ein umfangreiches Projekt zur Digitalisierung des Leitlinienwissens gestartet und einen Antrag zur finanziellen Förderung des Vorhabens beim G-BA eingereicht. »Ziel ist es, das medizinische Wissen für unterschiedliche Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen jederzeit und ortsunabhängig unmittelbar in der Krankenversorgung und direkt am Point-of-Care verfügbar zu machen«, so Prof. Dr. med. Ina Kopp, Leiterin des AWMF-IMWi.

    Aus Sicht der Festrednerin Professor Dr. med. Sylvia Thun, Expertin für Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen, böten digitale Gesundheitsdaten in Form von digitalem Leitlinienwissen und anonymisierten Patientendaten ein erhebliches Potenzial für die Forschung. Bereits heute existierten diese Daten beispielsweise in Gesundheits-Apps, Patientenakten oder Disease-Management-Programmen (DMPs). Um diese Daten zusammenzuführen, müsste die Datenerfassung auf einheitlichen Terminologien basieren und IT-Systeme interoperabel miteinander vernetzt sein.

    Quelle: Presse AWMF e.V., 17.11.2022 ∙ Hartmann Medizinkommunikation ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 22.11.2022