Qualitative Studie aus Schweden

Blutungen: Teamwork und gute Arbeitsbedingungen entscheidend

  • Neben äußeren Faktoren können gute Arbeitsbedingungen und gegenseitige kollegiale Unterstützung das Atonie-Management positiv beeinflussen.

  • Die postpartale Hämorrhagie (PPH) zählt global zu den häufigsten geburtshilflichen Komplikationen: Weltweit sind jährlich 14 Millionen Gebärende von einer Atonie betroffen. Diese bewirkt aufgrund der postpartalen Blutung kurz- und langfristige Komplikationen und zählt zu den häufigsten Ursachen der Müttersterblichkeit. Eine Möglichkeit ihrer Senkung umfasst eine Verbesserung des Managements der PPH.

    Schweden zählt zu den Ländern mit einer geringen Müttersterblichkeit und verfolgt ein Atonie-Management, in dem in Übereinstimmung mit internationalen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation ein »Mixed-Method-Ansatz« zur Behandlung der postpartalen Blutung beginnt, sobald ein Blutverlust von mehr als 500 ml diagnostiziert wird.

    Dieser umfasst unter anderem die Hinzuziehung einer weiteren Fachperson, die Umsetzung initialer Maßnahmen wie die Entleerung der Harnblase, Uterusmassage, das Legen eines intravenösen Zugangs, der Aortenkompression sowie die Identifikation und Behandlung der Blutungsursache.

    Jedoch wird eine Atonie erst dann pathologisch beurteilt, wenn tatsächlich ein Blutverlust von über 1.000 ml erreicht wird, da ein Blutverlust bis zu dieser Menge erfahrungsgemäß ohne schwerwiegende hämodynamische Komplikationen durch die Gebärende kompensiert werden kann.

    Das Ziel einer qualitativen Studie aus Schweden bestand darin, die Erfahrungen von Hebammen im Umgang mit einer Atonie mit einem Blutverlust über 1.000 ml zu evaluieren. Im Fokus stand hierbei, wie der Mixed-Method-Ansatz in der Praxis umgesetzt und erlebt wurde.

    Durchgeführt wurde eine qualitative webbasierte Studie unter 24 Hebammen, die in verschiedenen Krankenhäusern Schwedens arbeiteten. Alle verfügten über Erfahrungen mit dem Management einer postpartalen Blutung.

    Als zentrales Thema wurde identifiziert: Das PPH-Management gelingt, wenn verschiedene Bausteine zusammenkommen. Hierbei erlangen zentrale Bedeutung: gutes Teamwork, kollegiales Miteinander, gute Arbeitsbedingungen und fundiertes Fachwissen.

    Die Ergebnisse zeigten auf, dass das Management einer Atonie durch mangelnde Kooperation, fehlendes Fachwissen, fehlende Unterstützung sowie Unerfahrenheit des Teams negativ beeinflusst wurde. Zum Ausdruck gebracht wurde, dass dem Arbeitsumfeld eine entscheidende Rolle zukommt: Hoher Druck kann das Gefühl der Unzulänglichkeit bewirken und sich negativ auf das PPH-Management auswirken.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass neben externen Kontextfaktoren gute Arbeitsbedingungen und gegenseitige kollegiale Unterstützung das Atonie-Management positiv beeinflussen. Diese bewirken Sicherheit für die gebärende Frau und ein Vertrauen der Hebamme in ihre Fähigkeiten und das Umfeld in dem sie arbeitet. Hebammen sollten emotional und praktisch durch ihr Team unterstützt werden und Ausbildung sowie Teamschulungen erhalten, um langfristig negative Folgen für Hebammen und Gebärende zu vermeiden.

    Elfors, F. B., Widarsson, M., & Velandia, M. (2023). Midwives' experiences of postpartum haemorrhage: A web-based survey in Sweden. Midwifery, 129, 103902. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.midw.2023.103902 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 04.01.2024