Metaanalyse

Cranberries wirken gegen Harnwegsinfekte

  • Die Wirksamkeit von Cranberries gegen rezidivierende Harnwegsinfekte wird in einer aktualsierten Meta-Analyse in Cochrane bestätigt.

  • Die großfrüchtige Moosbeere, besser bekannt als Cranberry, ist in angelsächsischen Ländern ein beliebtes Hausmittel gegen Harnwegsinfektionen. Inzwischen gibt es Wirkungsbelege aus einer größeren Anzahl randomisierter Studien, deren Ergebnisse eine Metaanalyse in Cochrane Database of Systematic Reviews zusammenfasst.

    Rezidivierende Harnwegsinfektionen sind für die betroffenen Frauen (und seltener auch Männer) mehr als ein lästiges Problem, da die Erkrankung unbehandelt auf das Nierenbecken übergreifen kann. In den meisten Fällen gelingt es, die Episoden durch eine Antibiotikagabe zu verkürzen. Eine präventive Behandlung mit Antibiotika ist jedoch wegen der damit verbundenen Risiken (Resistenzen, C. difficile-Infektionen) problematisch.

    Eine Alternative sind Probiotika oder pflanzliche Präparate. In der nordamerikanischen Volksmedizin wird der Saft der Cranberry schon lange zur Prävention rezidivierender Harnwegsinfektionen eingesetzt. Als Wirkmechanismus wird eine Blockade der Fimbrien diskutiert, mit denen E. coli, der häufigste Erreger von Harnwegsinfektionen, an der Schleimhaut bindet. Die Blockade soll durch Proanthocyanidin bewerkstelligt werden, das den Beeren auch ihre auffällige rote Farbe verleiht.

    Eine erste randomisierte Studie wurde bereits 1994 im amerikanischen Ärzteblatt JAMA publiziert. Damals gelang es, bei älteren Frauen die Häufigkeit von Pyurien um 42 % zu senken. In der Folge wurden weitere Studien durchgeführt, die allerdings zu widersprüchlichen Ergebnissen kamen, so dass die deutsche Leitlinie (in Überarbeitung) bisher von einer Empfehlung abgesehen hat.

    Seit der letzten Analyse der Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2012 sind 26 neue Studien hinzugekommen. Ein Team um Gabrielle Williams vom Children’s Hospital at Westmead in Sydney standen 50 randomisierte Studien mit 8.857 Teilnehmern zur Verfügung, von denen 45 Studien Cranberryprodukte mit Placebo oder keiner spezifischen Behandlung verglichen haben. Für die Metaanalyse wurden 26 Studien ausgewählt, deren Endpunkt eine symptomatische, teils durch bakteriologische Kulturen bestätigte Harnwegsinfektion war.

    Die Forscher:innen kamen bei mittlerer Evidenz zu dem Ergebnis, dass die Cranberryprodukte das Risiko einer erneuten Harnwegsinfektion um 30 % senken (relatives Risiko RR 0,70 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,58 bis 0,84). Bei Frauen wurde das Risiko um 26 % (RR 0,74; 0,55-0,99), bei Kindern um 54 % (RR 0,46; 0,32-0,68) und bei Menschen mit einer erhöhten Anfälligkeit um 53 % (RR 0,47; 0,37-0,61) gesenkt.

    In den Vergleichsstudien erzielten Cranberryprodukte gleich gute Ergebnisse wie Antibiotika (RR 1,03; 0,80-1,33) zur Vermeidung von bakteriologisch bestätigten symptomatischen Infektionen oder bei symptomatischen Infektionen ohne Kultur (RR 1,30; 0,79-2,14). Diesen Berechnungen lagen allerdings nur die Ergebnisse aus zwei Studien zugrunde mit 385 beziehungsweise 336 Teilnehmern.

    Im Vergleich zu Probiotika scheinen Cranberryprodukte das Risiko von bakteriologisch bestätigten symptomatischen Infektionen besser zu senken (RR 0,39; 0,27-0,56), wobei die Evidenz hier nur auf 3 Studien mit 215 Teilnehmern beruht. Die Verträglichkeit von Cranberryprodukten scheint gut zu sein.

    Quelle: Williams, G., Hahn, D., Stephens, J. H., Craig, J. C., Hodson, E. M. (2023). Cranberries for preventing urinary tract infections. The Cochrane database of systematic reviews, https://doi.org/10.1002/14651858.CD001321.pub6 ∙ aerzteblatt.de, 3.5.2023 ∙ DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 04.05.2023