Erhöhtes Sterberisiko
Eine ungewollte Schwangerschaft ist für die meisten Teenager eine Lebenskrise, die häufig bereits vor der Schwangerschaft beginnt. Die betroffenen Frauen kommen oft aus dysfunktionalen Familien mit geschiedenen oder getrenntlebenden Eltern, geringem Einkommen, und auch ein emotionaler oder sexueller Missbrauch in der Vorgeschichte ist nicht ungewöhnlich. Frühere Studien haben gezeigt, dass Teenager aus diesen Verhältnissen häufiger Drogenprobleme haben und zu Selbstverletzungen bis hin zum Suizid neigen.
Dies dürfte auch die wahrscheinlichste Erklärung für die Ergebnisse sein, die ein Team um Joel Ray vom St. Michael’s Hospital in Toronto vorstellt. Die Forscher:innen haben die Daten von 2,24 Millionen weiblichen Teenagern aus der kanadischen Provinz Ontario ausgewertet, von denen 163.124 (7,3 %) schwanger wurden.
Die Schwangerschaft wurde nur zu 36,8 % ausgetragen: Bei 11,0 % kam es zur Fehlgeburt oder einer ektopischen Schwangerschaft, die vorzeitig beendet werden musste. Bei 65,1 % wurde ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen.
Ontario hat ein staatliches Gesundheitswesen, so dass alle schwangeren Teenager Zugang zu einer medizinischen Versorgung hatten. Die Risiken durch die Schwangerschaft oder ihren Abbruch waren deshalb gering und Folgekrankheiten nicht zu befürchten. Dennoch hatten die Frauen nach einer Teenagerschwangerschaft ein erhöhtes Risiko, vor dem 31. Lebensjahr zu sterben.
Ray ermittelt eine Inzidenz von vorzeitigen Todesfällen von 1,9 pro 10.000 Personenjahre bei Frauen ohne Schwangerschaft. Es stieg auf 4,1 pro 10.000 Personenjahre bei Frauen mit einer Schwangerschaft und auf 6,1 pro 10.000 Personenjahre bei Frauen mit mehreren Schwangerschaften im Teenageralter.
In einer adjustierten Analyse, die Komorbidität, Bildungsniveau und Haushaltseinkommen berücksichtigte, blieb es bei einer Hazard Ratio von 1,51 nach einer und von 2,14 nach mehreren Teenagerschwangerschaften.
Die Hazard Ratio (Überlebenszeit) war nach der Geburt eines lebenden Kindes mit 2,10 höher als nach einem induziertem Abort. Das erhöhte Risiko war vor allem auf Verletzungen zurückzuführen mit einer Hazard Ratio von 2,06 bei unbeabsichtigten Verletzungen (also etwa Unfällen) und von 2,02 bei absichtlichen Verletzungen (Suiziden).
Am stärksten gefährdet waren die Frauen, wenn sie bereits im Alter von 12 bis 15 Jahren schwanger wurden (Hazard Ratio 2,00), aber auch eine Schwangerschaft mit 18 oder 19 Jahren war noch mit einem erhöhten Sterberisiko bis zum 31. Lebensjahr verbunden (Hazard Ratio 1,56).
Ein kausaler Zusammenhang mit der Teenagerschwangerschaft besteht nach Einschätzung von Ray nicht. Eine Teenagerschwangerschaft sei aber ein Marker für andere negative Lebenserfahrungen, die auf eine vermehrte Gefährdung der Frauen im frühen Erwachsenenalter hinweisen, schreibt Ray.
Quelle: Ray, J.G. et al. (2024). Teen Pregnancy and Risk of Premature Mortality. JAMA Network. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.1833 ∙ aerzteblatt.de, 19.3.2024 ∙ DHZ