Begleit-Beleghebammen

Ganzheitliche Geburtshilfe

Wenn Frauen im Krankenhaus mit einer Eins-zu-eins-Betreuung gebären möchten, kommen sie oft auf eine Beleghebamme zurück. Eine Kölner Begleit-Beleghebamme erzählt aus der Praxis in ihrem Team und von ihrer beispielhaften Zusammenarbeit mit dem Vinzenz Pallotti Hospital in Bensberg. Helena Meier
  • Begleit-Beleghebammen kommen in Kreißsäle, deren Philosophie sie mittragen sollten – sie bringen als Freiberuflerinnen auch immer etwas Eigenes ein.

  • Die Tätigkeit einer Begleit-Beleghebamme ist es, eine Frau bei der Geburt innerhalb eines Krankenhaussettings zu begleiten, unabhängig davon, wann die Geburt losgeht und wie lange sie dauert. Es kommt somit zu einer Eins-zu-eins Betreuung ohne Schichtwechsel unter den Standards des Krankenhauses, mit dem die Beleghebamme vertraglich kooperiert. Nach diesem Modell arbeite ich als Begleit-Beleghebamme im Vinzenz Pallotti Hospital in Bensberg.

    Natürlich ist die Geburt das Kernstück der Betreuung und Begleitung einer Beleghebamme. Der Grundstock wird bereits in der Schwangerschaft mit den Vorsorgeuntersuchungen durch die Hebamme gelegt und ist essenziell für die Betreuung. Wenn ich die Frauen nicht zur Geburt begleite, findet die ganzheitliche Vorsorge und Betreuung dennoch statt. Genau so arbeitet das Hebammenteam Maia im benachbarten Köln.

     

    Ein zuverlässiges Team

     

    Ich gehöre zu einem Team von fünf Hebammen, die alle nach dem gleichen Standard und Grundkonzept vorgehen. Als Team namens Maia arbeiten wir ohne Praxisräume. Für die Schwangeren- und Wochenbettbetreuung kommen wir zu den Familien nach Hause. Unser Einzugsgebiet ist Köln und Niederkassel. Nur die Geburt findet im 16 Kilometer entfernten Bensberg /Bergisch Gladbach statt – auch, wenn da so manches Herz von Kölner Eltern blutet. Kurse bieten wir nicht an. Jede Hebamme betreut ihre »eigenen« Frauen in geteilter Vorsorge durch die Hebamme und/oder den/die GynäkologIn und in der Nachsorge. Aufgrund unseres ganzheitlichen Konzeptes bieten wir keine reine Wochenbettbetreuung an. Wir vertreten uns gegenseitig am Wochenende, im Urlaub, bei Krankheit oder wenn eine Kollegin bereits bei einer Geburt ist. Erfahrungsaustausch, Supervisionen und ergänzende Fortbildungen (beispielsweise zu Akupunktur in der Schwangerschaft, Lasertherapie etc.) finden regelmäßig statt und sind eine große Bereicherung für das professionelle, selbstreflektorische und kollegiale Arbeiten, das so wichtig ist für einen medizinisch-sozialen Beruf. Ebenso ist eine möglichst konstante und einheitliche Versorgung der Familien gewährleistet.

    Je nach Versicherungsstatus der Hebamme – wenn sie zusätzlich geburtshilflich haftpflichtversichert ist – wird quartalsweise auch Geburtshilfe angeboten, das wird dann jeweils neu entschieden. In welchem Zeitraum sie Geburten anbietet, beschließt jede Kollegin selbst. Vorzugsweise sprechen wir uns jedoch ab, um uns bei Überschneidungen gegebenenfalls unterstützen zu können. Hausgeburten bieten wir nicht an, sind aber durch die Haftpflicht versichert und vom Equipment her vorbereitet, sollte es ein Kind doch zu eilig haben. Zurzeit bieten zwei Hebammen aus unserem Team Beleggeburten an.

     

    Nicht planbar, aber gestaltbar

     

    Sollte ich bereits bei einer Geburt sein und es meldet sich eine weitere Schwangere mit Wehen, vertritt mich die Kollegin, die geburtshilflich versichert ist und Kapazitäten hat. Besteht diese Option nicht, weiß die Frau, dass sie ohne Beleghebamme das Krankenhaus aufsuchen muss. Alle Frauen haben eine Anmeldung für das Krankenhaus – der Ablauf wird in der Schwangerschaft bei einem Geburtsaufklärungsgespräch mit dem Paar besprochen und vertraglich festgehalten. Die 24-stündige Rufbereitschaft bei einer Beleggeburt beinhaltet eine Rufbereitschaftspauschale, die sich als Selbstzahlerrechnung an den Pauschalen der umliegenden Kolleginnen orientiert. Da dies kein unerheblicher Betrag ist, bespreche ich mit den Paaren, dass FreundInnen und Verwandte lieber mit in die gewünschte Geburtsbegleitung investieren dürfen, als in das hundertste Kuscheltier oder die zehnte Windeltorte.

    Die Kontaktaufnahme findet aus datenschutzrechtlichen Gründen ausschließlich über ein Formular auf unserer Internetseite statt. Je nach Betreuungswunsch, Wohnort und Auslastung meldet sich dann die jeweilige Hebamme auf die Anfrage. Die meisten Frauen kommen aufgrund einer Empfehlung, über Internetsuche oder über die Internetseite des Vinzenz Pallotti Hospitals. Manchmal sind wir ihnen auch durch vorangegangene Schwangerschaften bereits bekannt.

    In diesen Kontaktanfragen oder beim ersten persönlichen Kennenlerngespräch nennen die Frauen die verschiedensten Gründe, warum sie sich eine Beleghebamme wünschen. Oft wurden es von Freundinnen oder anderen empfohlen oder sie haben gelesen, dass eine Eins-zu-eins Betreuung gut sei. Einige wollen keinen Schichtwechsel oder keine unbekannte Person bei der Geburt oder sie haben bei vorangegangenen Geburten schlechte oder traumatische Erfahrung gemacht und wünschen sich nun eine konstante Betreuung. Mein Standardspruch dazu ist immer: »Auch eine Beleghebamme garantiert nicht, dass du lächelnd in der linken Seitenlage dein Kind rausatmest.« Aber im Vorfeld kann zusammen durch Aufklärung, mentale, körperliche und fachliche Vorbereitung ein Fundament gelegt werden, das in einem der ehrlichsten Momente im Leben dem einen oder anderen Überraschungsmoment vorgreift. Denn Geburt ist nicht planbar, jedoch in gewisser Form gestaltbar.

     

    Gute Vorbereitung, bestärkendes Feedback

     

    Dies ist auch der Grund, warum das Vinzenz Pallotti Hospital in Bensberg das Krankenhaus unserer Wahl ist. Die dortige Geburtshilfe schätzen wir und können die Frauen basierend auf dem Konzept und der Philosophie des Hauses selbstbestimmt begleiten. Bei meiner Beratung kann ich sehr auf die Familien eingehen, was eine gute Vorbereitung ausmacht. Gleichzeitig erlange ich durch die Erhebung der messbaren Parameter einen genauen Eindruck von Mutter und Kind. Das beginnt bereits bei der Vorsorge in der Frühschwangerschaft. Vor allem aber das Feedback der Paare bestärkt – direkt oder durch den Verlauf –, dass es sich lohnt, weiter dran zu bleiben, um ein selbstbestimmtes Geburtserleben zu ermöglichen.

    Meine Kolleginnen und ich versuchen, ein Tropfen auf dem heißen Stein der heutigen Geburtshilfe zu sein: Frauen auf dem Weg ins Muttersein zu begleiten, die weibliche Kompetenz über das Wissen der Kraft des eigenen Körpers zu erarbeiten und bei unseren Begegnungen die Anerkennung und den Mut deutlich zu machen, die einer jeden Familie gebührt.

    Rubrik: Ausgabe 3/2021

    Erscheinungsdatum: 22.02.2021