Mixed-Method-Kohortenstudie aus den Niederlanden

Geburtseinleitung mit Blasenkatheter und Amniotomie durch die Hebamme?

  • Unterstützung der Zervixreifung mit Hilfe eines Blasenkatheters und daran anschließender Amniotomie: Lässt sich diese Form der Einleitung bei Schwangeren mit geringem geburtshilflichem Risiko bei Terminüberschreitung im Rahmen hebammengeleiteter Geburtshilfe durchführen?

  • In den Niederlanden werden Schwangere mit geringem geburtshilflichem Risiko durch Hebammen betreut. Die Schwangere entscheidet, ob sie zu Hause, in einem Geburtshaus oder klinisch gebären möchte. Treten Komplikationen auf, erfolgt die Überleitung in eine ärztlich geleitete Betreuung.

    Zwischen den Jahren 2000 und 2019 kam es zu einer Abnahme hebammengeleiteter Geburten: Der Anteil ärztlich geleiteter Geburten stieg von 63,0 % auf 72,7 % an. Im Jahr 2019 wurden 41,8 % der erstgebärenden und 45,3 % der mehrgebärenden Frauen von hebammengeleiteter in eine ärztlich geleitete Geburtshilfe überwiesen. Ein wesentlicher Grund hierfür war die Terminüberschreitung, die eine Einleitung der Geburt indizierte.

     

    Hebammengeleitete Einleitung

     

    In den Niederlanden wird es einer Schwangeren freigestellt, ob sie bis zur 42+0 SSW abwartet oder sich für eine Einleitung der Geburt ab 41+0 SSW entscheidet. Das häufigste Vorgehen umfasst dabei eine Unterstützung der Zervixreifung mit Hilfe eines Blasenkatheters und daran anschließender Amniotomie.

    Der Hintergrund einer kürzlich veröffentlichten Studie umfasst den Gedanken, diese Form der Einleitung bei Schwangeren mit geringem geburtshilflichem Risiko bei Terminüberschreitung im Rahmen hebammengeleiteter Geburtshilfe durchzuführen. Der Gedanke wurde in den Zusammenhang gestellt, dass hebammengeleitete Geburtshilfe mit einer höheren Zufriedenheit der betreuten Frau, geringeren Kosten sowie weniger Folgeinterventionen einhergeht.

     

    Handlungsoptionen

     

    Durchgeführt wurde eine Mixed-Method-Kohortenstudie. Verglichen wurden prospektiv erhobene Daten hebammengeleiteter Geburtshilfe von Oktober 2020 bis Oktober 2022 (n=320) mit vorliegenden Daten aus ärztlich geleiteter Geburtshilfe, die zwischen Juni 2017 und September 2020 erhoben wurden (n=320).

    In den prospektiven Arm der Studie wurden schwangere Frauen mit vorliegender Einlingsschwangerschaft zwischen 41+0 bis 41+5 SSW ohne Indikation für eine Geburtseinleitung eingeschlossen, die sich für eine hebammengeleitete Betreuung entschieden hatten. Der Blasenkatheter wurde bei diesen Gebärenden in der Klinik eingelegt, die Gebärende anschließend bei mütterlichem und kindlichem Wohlbefinden zurück in die hebammengeleitete Geburtshilfe überwiesen. Nach 18 Stunden erfolgte eine Untersuchung durch die Hebamme.

    War eine Amniotomie möglich, wurde diese durch die Hebamme durchgeführt und weitere 18 Stunden bis zum Auftreten spontaner Wehentätigkeit abgewartet. War keine Amniotomie nach 18 Stunden möglich, wurde grünes Fruchtwasser beobachtet oder trat nach durchgeführter Amniotomie innerhalb von 18 Stunden keine Wehentätigkeit auf, erfolgte die Rückverlegung in die Klinik. Evaluiert wurden Unterschiede zwischen mütterlichen und kindlichen Outcome-Parametern in hebammen- beziehungsweise ärztlich geleiteter Geburtshilfe.

     

    Blick auf die Datenlage

     

    Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Raten an Spontangeburten nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen unterschieden. Sie betrug 64,1 % in hebammengeleiteter und 62,5 % in ärztlich geleiteter Geburtshilfe. Die Sectiorate betrug in beiden Gruppen 24,7 % und unterschied sich damit nicht. Vaginal-operative Geburten traten bei 11,3 % der hebammengeleiteten und 12,8 % der ärztlich geleiteten Geburten auf. Schlechte neonatale Outcome-Parameter waren in der hebammengeleiteten Geburtshilfe signifikant höher: Sie betrugen 8,2 % im Vergleich zu 3,8 % in der ärztlich geleiteten Geburtshilfe. Ein Neugeborenes verstarb in der Gruppe der hebammengeleiteten Geburtshilfe.

    Gebärende der hebammengeleiteten Gruppe erhielten mit 65,3 % signifikant seltener eine intrapartale Analgesie als in der Gruppe der ärztlich geleiteten Geburtshilfe mit 75,3 %. Durchschnittlich betrug die Verweildauer des Blasenkatheters in der hebammengeleiteten Geburtshilfe 37,2 Stunden und lag damit signifikant höher als in der ärztlich geleiteten Geburtshilfe mit 31,7 Stunden. Die Dauer des Blasensprungs über 24 Stunden trat signifikant häufiger in hebammengeleiteter als ärztlich geleiteter Geburtshilfe auf. Bei erstgebärenden Frauen waren negative Outcome-Parameter häufiger als bei mehrgebärenden Frauen. Bei mehrgebärenden Frauen traten in hebammengeleiteter Geburtshilfe bessere Outcome-Parameter als in ärztlich geleiteter Geburtshilfe auf.

     

    Resümee

     

    Die Autor:innen fassen zusammen: Die Einleitung einer Geburt mit Hilfe eines Blasenkatheters mit ergänzender Amniotomie führt zu ähnlichen Outcome-Parametern in hebammengeleiteter beziehungsweise ärztlich geleiteter Geburtshilfe. Sie geben zu bedenken, dass vor allem Mehrgebärende von diesem Vorgehen profitieren. Die Einleitung der Geburt in hebammengeleiteter Geburtshilfe sollte weiter evaluiert werden.

    Quelle: Velthuijs, E. L. M., Jacod, B. C., Videler-Sinke, L., Kooij, C., & van Rheenen-Flach, L. E. (2024). Outcome of induction of labour at 41 weeks with foley catheter in midwifery-led care. Midwifery, 135, 104026. https://doi.org/10.1016/j.midw.2024.104026 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Geburt

    Erscheinungsdatum: 27.05.2024