DIW-Studie

Gute Bildung der Mütter verlängert Kindern das Leben

  • Kinder von Müttern mit höherem Bildungsabschluss haben eine durchschnittlich höhere Lebenserwartung.

  • Die Annahme, dass die Gesundheit von Erwachsenen nicht nur mit dem Geldbeutel, sondern auch mit dem Bildungsgrad ihrer Eltern zusammenhängt, gibt es schon lange. In einer neuen Studie mit Daten von rund 6.000 Menschen aus dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) fanden WissenschaftlerInnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) diesen Zusammenhang nun erneut bestätigt:

    Hatte eine Mutter ab den 1940er Jahren mindestens einen Realschulabschluss, haben ihre erwachsenen Kinder ab 65 Jahren eine im Durchschnitt zwei Jahre höhere Lebenserwartung als Kinder, deren Mütter damals höchstens einen Volksschulabschluss hatten. Dieses Ergebnis blieb auch bestehen, wenn die ForscherInnen die eigene Bildung der Kinder und deren Einkommen berücksichtigten.

    Einen Hauptgrund für den Zusammenhang sieht das Forschungsteam darin, dass besser gebildete Mütter auf eine gesündere Lebensweise ihrer Kinder achten, zum Beispiel mit Blick auf eine ausgewogene Ernährung, Rauchverhalten, Alkoholkonsum und Bewegung.

    Eher überraschend war für ein zweites Forscherteam das Ergebnis ihrer Studie: Danach hat die Bildung der Mütter bislang keinen messbaren Einfluss auf die seelische Gesundheit ihrer heute erwachsenen Kinder. Konkret betrachteten die Forscher, wie sich die Verlängerung der Schulzeit in Westdeutschland zwischen den 1940er und 1960er Jahren auswirkte. Die Schulzeit stieg in dieser Zeit von acht auf neun Jahre.

    Herangezogen für diese Studie wurden Daten von rund 3.300 Mutter-Kind-Paaren ab den 1950er Jahren in Westdeutschland. Die Kinder waren im Durchschnitt 30 Jahre alt, als ihre seelische Gesundheit geprüft wurde. Zur Verwunderung der WissenschaftlerInnen fand sich in den Daten kein Bezug zwischen seelischer Gesundheit und Lebenszufriedenheit der Kinder und dem Bildungsniveau der Mutter.

    Mütter mit höherer Bildung ergreifen meist besser bezahlte Jobs und führen allein schon durch mehr finanzielle Unabhängigkeit häufig zufriedenere Partnerschaften. Das sollte sich eigentlich auf die Psyche der Kinder positiv auswirken.

    Die WissenschaftlerInnen fragen sich nun, ob das unerwartete Ergebnis vielleicht mit dem Design ihrer Studie zu tun hat. Von der Reform betroffen waren damals nur Haupt- und Volksschulen, heißt es in der Untersuchung. Möglicherweise habe aber erst ein Schulbesuch über die neunte Klasse hinaus Kompetenzen gefördert, bei der Kindererziehung später stärker auf gesundheitliche Aspekte zu achten – inklusive seelischer Bedürfnisse.

    Quelle: dpa 21.3.2019 ∙ https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.617294.de/19-12.pdf ∙ DHZ

    Rubrik: Politik & Gesellschaft

    Erscheinungsdatum: 21.03.2019