Japanische Studie

Hat die Coronapandemie die frühkindliche Entwicklung verzögert?

  • In Japan waren laut einer Studie 5-Jährige, die die Pandemie miterlebt haben, im Schnitt um 4 Monate in ihrer Entwicklung verzögert.

  • Die Coronapandemie könnte die Entwicklung von Kleinkindern behindert haben. In Japan waren 5-Jährige, die die Pandemie miterlebt haben, im Schnitt um 4 Monate in ihrer Entwicklung verzögert.

    »Eine wachsende Anzahl an Studien berichtet über negative Assoziationen zwischen der Covid-19-Pandemie und den akademischen Leistungen von Schulkindern. Aber weniger ist bekannt über die Assoziation mit der frühkindlichen Entwicklung«, schreiben Koryu Sato von der School of Public Health der Kyoto University in Kyoto, Japan, und seine Kolleg:innen.

    Die Kohortenstudie wurde in allen zugelassenen Kindertagesstätten einer Gemeinde in Japan durchgeführt. Das Entwicklungsalter der Kinder bewerteten die Erzieherinnen mittels der Kinder Infant Development Scale (KIDS). Die Erstbeurteilungen der Kinder im Alter von einem Jahr und von drei Jahren fanden zwischen 2017 und 2019 statt. Sie wurden für bis zu zwei Jahre nachbeobachtet.
    Die Entwicklung der Kinder im Alter von drei Jahren und im Alter von fünf Jahren wurde mit einer Kohorte vergli¬chen, die der Pandemie in diesem Alter nicht ausgesetzt gewesen war. Insgesamt konnten 447 Kinder von Jahr eins bis Jahr drei und 440 Kinder von Jahr drei bis Jahr fünf nachbeobachtet werden.

    Während des Follow-up lagen die Kohorten, die der Covid-19-Pandemie ausgesetzt waren, im Alter von fünf Jahren 4,39 Monate in der Entwicklung zurück – verglichen mit der nicht exponierten Kohorte. Eine solche negative Assoziation wurde aber nicht bei den Kindern im Alter von drei Jahren beobachtet. Während der Pandemie zeigten sich bei den Kindern größere Variationen in der Entwicklung als vor der Pandemie – und das unabhängig vom Alter.

    Darüber hinaus war die Betreuungsqualität in den Kindertagesstätten während der Pandemie positiv mit der Entwicklung im Alter von drei Jahren assoziiert. Eine Depression bei einem Elternteil war dagegen mit einer Verstärkung der Assoziation zwischen Pandemie und Entwicklungsverzögerung verbunden.
    »Unsere Studie zeigt, dass es eine Assoziation zwischen der Exposition gegenüber der Covid-19-Pandemie und einer verzögerten Entwicklung bei Kindern im Alter von fünf Jahren gibt. Variationen in der Entwicklung wurden während der Pandemie unabhängig vom Alter stärker«, schlussfolgern die Autor:innen.

    Sie ergänzen, dass es wichtig sei, die Kinder zu identifizieren, bei denen es während der Pandemie zu Entwicklungsverzögerungen gekommen sei, um ihnen und ihren Familien Unterstützung beim Lernen, bei der Sozialisierung und im Hinblick auf körperliche und psychische Gesundheit zukommen zu lassen.

    Quelle: Sato, K. et al.: Association Between the COVID-19 Pandemic and Early Childhood Development. JAMA Pediatrics. doi: 10.1001/jamapediatrics.2023.2096 ∙ aerzteblatt.de, 13.7.2023 ∙ DHZ

    Rubrik: 1. Lebensjahr

    Erscheinungsdatum: 18.07.2023