Studie aus Indien

Menschen mit Sehbehinderung ertasten Brustveränderungen

  • Die taktile Brustuntersuchung durch Menschen mit Sehbehinderung scheint für die Brustkrebsvorsorge ein geeignetes Verfahren zu sein.

  • Die taktile Brustuntersuchung durch Menschen mit Sehbehinderung scheint für die Brustkrebsvorsorge ein geeignetes Verfahren zu sein. In einer Studie aus Indien mit mehr als 1.000 Frauen übersahen professionelle Medizinisch-Taktile Untersucherinnen (MTU) nur 1 % der bösartigen Aberration in der Brust.

    Bei Frauen unter 40 Jahren wurde ein Ultraschall zur Kontrolle durchgeführt, Frauen ab 40 erhielten eine Mammografie, um das Tastergebnis zu prüfen.

    Die taktilen Brustuntersuchungsbefunde waren bei 756 von 1.338 (56,5 %) Frauen normal. In wenigen Fällen lagen die MTUs falsch: Der radiologische Befund war bei 8 der 756 Frauen (1 %) malignitätsverdächtig (BI-RADS 4).

    Darüber hinaus identifizierten MTUs während der taktilen Brustuntersuchung (TBU) Veränderungen bei 582 (43,5 %) Frauen. Davon schätzen sie 29 (5 %) als malignitätsverdächtig (BI-RADS 4) ein.

    Die TBU hätte eine Sensitivität von 78,3 % und einen hohen negativen Vorhersagewert von 98,9 %, berechnen die Studienautor:innen. Ein Vergleich mit sehenden Frauen wurde in der Studie nicht durchgeführt.

    In Indien nehmen nur wenige Frauen das Angebot des Gebärmutterhals-, Brust- und Mundhöhlen-Screenings war: 1,9 %, 0,9 % beziehungsweise 0,9 % nahmen jemals teil. Mit der TBU wollen Frauen mit Sehbehinderung diese geringe Quote verbessern.

    Seit 2017 wurden in Indien allerdings erst 18 MTUs ausgebildet. Sie arbeiten in Krankenhäusern in Delhi und Bengaluru, einige sind beim National Association of the Blind India Centre for Blind Women and Disability Studies (NABCBW) angestellt, einer gemeinnützigen Organisation in Delhi, die ebenfalls Schulungen anbietet.

    In Deutschland bieten bereits 130 Praxen und Kliniken die TBU und zum Teil auch die Anleitung zur Taktilen Selbstuntersuchung der Brust an (einstündige, individuelle Anleitung durch eine MTU zur Selbstuntersuchung der Brust). Die ärztliche Assistenztätigkeit können blinde und sehbehinderte Menschen in einer neun Monate langen Qualifizierung erlernen. Eine medizinische Berufserfahrung sei hilfreich, aber keine Bedingung.

    60 MTUs seien zurzeit hierzulande in kooperierenden Praxen und Kliniken im Einsatz. Einige seien bei den Praxen und Kliniken angestellt. 4 neu ausgebildete MTU befinden sich derzeit in der abschließenden Praxisphase der MTU-Qualifikation. Die Kosten der TBU werden derzeit von 33 Krankenkassen sowie allen Privatversicherungen übernommen. Die Selbstzahlerleistung liegt bei 60 Euro.

    Quelle: Singh, M., Prakash, S., Kaur, S., Sharma, N., Jha, D., Pandav, C., & Hoffman, F. (2023). Prospective evaluation of Tactile Breast examination by Visually Impaired for early detection of breast cancer in Indian women. Medical Research Archives, 11(3). doi:10.18103/mra.v11i3.3610 aerzteblatt.de, 4.5.2023 DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 08.05.2023