US-amerikanische Studie

Mutationen erhöhen Risiko auf peri- oder postpartale Kardiomyopathie

  • US-Forscher:innen haben Mutationen gefunden, die bei Frauen das Risiko erhöhen, während oder nach einer Schwangerschaft an einer schweren Kardiomyopathie zu erkranken.

  • Weltweit entwickelt etwa 1 von 2.000 Frauen nach einer Schwangerschaft eine peri- oder postpartale Kardiomyopathie (PPCM). Die Herzinsuffizienz beginnt innerhalb der letzten Schwangerschaftswochen oder in den ersten sechs Monaten nach der Geburt und kann rasch voranschreiten. Die klinischen Merkmale sind dieselben wie bei einer dilatativen Kardiomyopathie (DCM), die sich allerdings in der Regel sehr langsam entwickelt.

    Vor fünf Jahren konnte ein Team um Zoltan Arany von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia zeigen, dass viele Patientinnen Muta­tionen im TTN-Gen aufweisen, das die Erbinformation für das Protein Titin enthält. Die Mutationen lieferten eine plausible Erklärung für die Erkrankung, da Titin, übrigens das größte bekannte Protein des menschlichen Körpers, ein Bestandteil der Sarkomere ist, den kontraktilen Ein­heiten des Herzmuskels.

    Die Mutationen befinden sich in den Genen FLNC, DSP und BAG3. Alle drei wurden in früheren Studien mit einer dilatativen Kardiomyopathie in Verbindung gebracht. Die Mutationen führen zu einem vorzeitigen Abbruch der Translation in den Ribosomen und zur Bildung eines unvollständigen Proteins. DSP kodiert das Protein Desmoplakin. Es ist ein wichtiger Bestandteil der Desmosomen, über die einzelne (Muskel-)Zellen miteinander verbunden sind. Auch hier kommt es auf­grund der Mutation zu einem vorzeitigen Abbruch der Translation.

    Die gleiche Art von Mutationen wurde auch im Gen BAG3 gefunden. Es enthält die Information für ein Protein, das an der sogenannten chaperonunterstützten selektiven Autophagie beteiligt ist. Über diesen Mechanismus werden in Lysosomen geschädigte Zellbestandteile abgebaut und entsorgt.

    Mutationen in den drei Genen wurden bei 469 Patientinnen mit PPCM häufiger als erwartet gefunden. Die Studie bestätigte zudem die Bedeutung der verkürzenden Mutationen im Gen TTN, die bei jeder zehnten Patientin gefunden wurden. Die Ergebnisse bestätigen laut Arany, dass die PPCM eng mit der dilatativen Kardiomyopathie verwandt ist. Unklar ist weiterhin, wie eine Schwangerschaft die Herzschwäche auslöst und warum es relativ rasch zum Verlust der Kontraktilität kommt.

    Quelle: Arany Z et al.: Genetic and Phenotypic Landscape of Peripartum Cardiomyopathy. Circulation 2021. https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.052395 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 22.06.2021