Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse

Pränatale Musiktherapie für das Ungeborene?

  • Eine pränatale Musiktherapie scheint die fetale Herzfrequenz, die Anzahl kindlicher Bewegungen und Akzelerationen nicht signifikant zu verändern.

  • Die Anwendung einer pränatalen Musiktherapie auf ein ungeborenes Kind wirft Fragen auf: Profitieren Ungeborene von der Musik, die sie durch den Mutterleib hören? Wenn ja, welche Musik macht einen Unterschied für das Ungeborene – gibt es Unterschiede? Wie verändern sich die kindlichen Herztöne oder das Verhalten des Kindes beim Zuhören? Verschiedene Studien zu diesem Themenkomplex liegen vor.

    Um die Evidenzlage zu diesem Themenkomplex zu festigen, wurde hierzu nun erstmalig eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse durch ein chinesisches Forscher:innenteam durchgeführt.

    Eingeschlossen wurden Daten aus acht randomisiert-kontrollierten Studien (n=1.419 Schwangere), in denen die Auswirkungen einer pränatalen Musiktherapie (n=744) mit dem Verzicht (n=675) verglichen wurde. In den Studien wurde die Anwendung verschiedener Musikarten verglichen, wobei in allen Studien Musik mit einem langsamen Rhythmus verwendet wurde.

    Die eingeschlossenen Studien stammen aus fünf Datenbanken und wurden zwischen 2002 und 2019 publiziert. Im Fokus stand dabei die Frage nach den Auswirkungen auf die drei kindlichen Parameter der kindlichen Herzfrequenz, der Anzahl kindlicher Bewegungen und der Akzelerationen der kindlichen Herztöne.

    Die Ergebnisse zeigen auf, dass keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Vergleichsgruppen existieren. So unterschied sich weder die fetale Herzfrequenz, noch die Anzahl kindlicher Bewegungen oder die Anzahl der Akzelerationen zwischen den beiden Gruppen. Daraufhin schlossen die Autor:innen zwei Studien aus, in denen die Musiktherapie zur gezielten Vermeidung einer Frühgeburt eingesetzt wurde und die mit einem hohen Verzerrungsrisiko einhergingen. Die Ergebnisse veränderten sich jedoch auch bei der veränderten Berechnung nicht. Insgesamt schätzten die Autor:innen das zugrundeliegende Evidenzlevel hinsichtlich der Anzahl kindlicher Herztöne moderat und hinsichtlich der Anzahl kindlicher Bewegungen und kindlicher Akzelerationen als gering ein.

    Die Autor:innen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die Anwendung einer pränatalen Musiktherapie zwar leicht durchzuführen ist, die Therapie selbst jedoch keine Auswirkungen auf den neonatalen Zustand hat. Da dieses Ergebnis jedoch mit der Heterogenität der zugrundeliegenden Studien in Zusammenhang stehen kann, empfehlen sie weitere Forschung.

    Quelle: HE H et al.: The effect of prenatal music therapy on fetal and neonatal status: A systematic review and meta-analysis. Complement Ther Med 2021. 60, 102756. https://doi.org/10.1016/j.ctim.2021.102756 ∙ DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 26.07.2021