Schwangerschaften mit Diabetes

Register erfasst Daten zum intrauterinen Fruchttod

  • Der Anteil der Totgeburten liegt laut IQTIG über alle Altersgruppen hinweg am höchsten in der Gruppe mit präkonzeptionellem Diabetes (Typ 1 oder Typ 2).

  • Ein nationales Register erfasst seit August 2022 Fälle des intrauterinen Fruchttods (IUFT) im Zusammenhang mit Diabetes. Ziel sei es, das IUFT-Risiko besser einschätzen zu können, um IUFT-Fälle sowie zu frühzeitige Einleitungen der Geburt zu verhindern, erklärte Matthias Kaltheuner vom Diabetes-Zentrum Leverkusen.

    Zum Jahresende 2022 oder Anfang 2023 sollen alle Geburtsabteilungen in Deutschland angeschrieben werden, mit der Bitte, IUFT-Fälle per E-Mail zu melden. Dabei kann es sich um aktuelle Fälle handeln, aber auch retrospektive Fälle bis inklusive 2017 sollen erfasst werden. Das neue Register gliedert sich an das größte Register zu Schwangerschaft bei Typ-1-, Typ-2- und Gestationsdiabetes (GestDiab) an. Seit August wurden bereits 25 Fälle gemeldet, so Ute Schäfer-Graf, Leiterin des Berliner Diabeteszentrums für Schwangere. »Unser Ziel ist es, die seltenen, aber höchst dramatischen IUFT-Fälle zu verhindern, die geburtshilfliche Überwachung rationaler gestalten zu können und Einleitungen zu minimieren«, erklärte Kaltheuner in seinem Vortrag.

    Bei der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDB) präsentierte Kaltheuner erstmals Daten des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) zur relativen Häufigkeit von Schwangerschaftskomplikationen bei stationärer Einlingsgeburt in den Jahren 2013 bis 2019. Diese hatte das Register GestDiab beim unabhängigen Institut beantragt. Das IQTIG hatte die Daten zu Totgeburten in Abhängigkeit des Alters in drei Gruppen unterteilt: keine präkonzeptionelle diabetische Stoffwechsellage (no präDM/GDM), präkonzeptioneller Diabetes (präDM), Gestationsdiabetes (GDM). Die Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2023 im Deutschen Ärzteblatt publiziert werden.

     

    IUFT-Fallzahlen bei Schwangeren unter 25 Jahren mit präkonzeptionellem Diabetes am höchsten

     

    Der Anteil der Totgeburten lag über alle Altersgruppen hinweg am höchsten in der Gruppe mit präkonzeptionellem Diabetes (Typ 1 oder Typ 2). »Der höchste Anteil an Totgeburten trat bei Schwangeren jünger als 25 Jahre auf, er lag bei 1,7 Prozent. Das ist eine wirklich katastrophale Zahl«, kommentierte Kaltheuner. Interessanterweise nahm der prozentuale Anteil aber mit dem Alter und der Diabetesdauer wieder ab.

    Insgesamt hatten deutsche Geburtsabteilungen im Zeitraum von sieben Jahren 366 Totgeburten bei Diabetes Typ 1 und Typ 2 (DT1, DT2) gemeldet, was 52 Totgeburten pro Jahr entspricht. »Die relative Risikoerhöhung in diesem Diabetes-Kollektiv für eine Totgeburt lag bei 2,34 über alle Altersgruppen hinweg«, fasste Kaltheuner die Ergebnisse zusammen.

     

    Wann einleiten?

     

    Die Leitlinienempfehlungen zum optimalen Zeitpunkt für eine Einleitung der Geburt, um Schwangerschaftskomplikationen zu verhindern, unterscheiden sich in Deutschland, England, Kanada und den USA. Sowohl die Briten als auch die Kanadier empfehlen eine etwas frühere Entbindung mit 37. bis 38. abgeschlossener Schwangerschaftswoche (SSW) beziehungsweise mit 38. bis 39. SSW.

    In den aktuellen deutschen Leitlinien wird Schwangeren mit präexistentem Diabetes hingegen wird eine Geburtseinleitung erst bei Erreichen des Geburtstermins empfohlen, wenn eine engmaschige Überwachung des Feten gewährleistet ist oder keine Risikokonstellation vorliegt. Ein Drittel der IUFTs bei Diabetes trete jedoch bereits vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) auf, warnen die Fachgesellschaften in ihrem Schreiben. Die Datenlage sei aber unsicher.

     

    Gemeinschaftsprojekt mit Potenzial

     

    Das Register ist ein gemeinsames Projekt der Arbeitsgemeinschaft Geburtshilfe und Pränatalmedizin (AGG) der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der AG Diabetes und Schwangerschaft der DDG gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Institut der niedergelassenen Diabetologen (winDiab).

    Zwischen März und Juli 2022 konnte ein Konzept für das neue IUFT Modul in GestDiab erstellt werden und das Ethikvotum wurde erteilt. Auch die Technik und Mitarbeitende stünden bereit, sagte Kaltheuner.

    Schäfer-Graf hat zudem einen europäische Austausch initiiert, um die Datenbasis zu vergrößern. »Es ist mir gelungen über die Diabetes and Pregnancy Study Group der EASD, Kolleginnen und Kollegen aus anderen europäischen Ländern zur Kooperation zu gewinnen, die ebenfalls Fälle in das Register einspeisen werden«, berichtet Schäfer-Graf. Als Studienzeitraum seien bisher zwei Jahre geplant, die Ergebnisse werden voraussichtlich 2025 zur Verfügung stehen.

    Quelle: aerzteblatt.de, 28.11.2022 ∙ DHZ

     

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 29.11.2022