Qualitative Studie aus Neuseeland

Respektvolle Beziehungen mit dem »Midwifery Standard of Practice«

  • Wird die kontinuierliche Beziehung zwischen Hebamme und Frau positiv erlebt, empfinden die Frauen dies als Empowerment.

  • In Aotearoa in Neuseeland finden jährlich zwischen 58.000 und 60.000 Geburten statt. Die Begleitung umfasst eine kontinuierliche Betreuung durch einen »Lead Maternity Carer (LMC)« während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Diese/r LMC ist entweder eine Hebamme, eine Geburtshelfer:in oder eine Allgemeinärzt:in.

    2011 wurden 92 % aller Frauen durch den LMC einer Hebamme betreut. Der Anteil stieg auf 95 % im Jahr 2020 an, so dass der Großteil aller Schwangeren und Gebärenden kontinuierlich durch eine Hebamme betreut wurde. Während der späten 1980er Jahre wurde ein Midwifery Standard of Practice entwickelt, der zehn Schritte einer frauenzentrieren Betreuung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett beschreibt.

    Im Rahmen einer Mixed-method-Studie wurde nun untersucht, wie Frauen die kontinuierliche Hebammenbetreuung in Aotearoa erleben und ob beziehungsweise wie diese dem Midwifery Standard of Practice entspricht. Eine retrospektive Online-Befragung wurde zwischen Januar und Dezember 2019 durchgeführt. Dabei wurden deskriptive Antworten statistisch und Freitextanagaben thematisch analysiert.

     

    Midwifery Standard of Practice findet große Zustimmung

     

    Evaluiert wurden Antworten von 7.749 Frauen. Die Antworten zeigten eine hohe positive Zustimmung der Frauen mit der erhaltenen Betreuung in Übereinstimmung mit Empfehlungen des Midwifery Standard of Practice. Die stärksten drei Aussagen umfassten dabei, dass Respekt für getroffene Entscheidungen erlebt wurde (95,5 %: Strongly agree). Zudem konnten Frauen großteils informierte Entscheidung treffen ( 95,4 %: Strongly agree) und fühlten sich in die erhaltene Betreuung einbezogen (95,1 %: Strongly agree).

    Wurde die kontinuierliche Beziehung zwischen der Hebamme und der Frau positiv erlebt, zeigten sich drei Aspekte: Aufbau und Aufrechterhalten von Vertrauen, Anerkennung von Entscheidungen und Empowerment.

    Wurde die kontinuierliche Beziehung zwischen der Hebamme und der Frau negativ erlebt, brachten die Frauen drei Aspekte zur Sprache: fehlendes Vertrauen, Entmutigung und fehlende Anerkennung von Entscheidungen sowie eine fehlende Wertschätzung zwischen der Hebamme und ihnen selbst.

     

    Resümee

     

    Die Autorinnen schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass die Kontinuität der Betreuung durch Hebammen in Aotearoa die Entwicklung einer respektvollen Partnerschaft durch Vertrauen, Anerkennung von Entscheidungen und Empowerment fördern. Im Gegenzug beschreiben fehlendes Vertrauen, Entmutigung und fehlende Anerkennung von Entscheidungen sowie fehlende Wertschätzung zwischen Hebammen und Frau ein negatives Erleben der kontinuierlichen Hebammenbetreuung.

    Obwohl die negativen Erfahrungen nur wenige Frauen betroffen haben, sind diese wichtig, um den Wert einer kontinuierlichen Hebammenbetreuung umfassender zu verstehen. Aus Sicht der Autorinnen ist eine regelmäßige Reflexion des Midwifery Standard of Practice sowie der Erhalt von Feedback der betreuten Frauen wichtig, um die Betreuung durch Hebammen weiter zu professionalisieren.

    Quelle: Dixon, L., Daellenbach, S., Anderson, J., Neely, E., Nisa-Waller, A., & Lockwood, S. (2023). Building positive respectful midwifery relationships: An analysis of women's experiences of continuity of midwifery care in Aotearoa New Zealand. Women and birth : journal of the Australian College of Midwives, S1871-5192(23)00101-4. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2023.06.008 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Beruf und Praxis

    Erscheinungsdatum: 24.08.2023