Recht

Schwangere Frau stirbt: Protestkundgebungen in Polen

Der Tod einer 30 Jahre alten schwangeren Frau hat Anfang November Proteste in mehreren Städten Polens ausgelöst. Wie der TV-Nachrichtensender TVN24 am 2. November berichtete, hatten die Ärzt:innen im Krankenhaus der südpolnischen Stadt Pszczyna nicht gewagt, das Leben der Frau durch einen Schwangerschaftsabbruch zu retten. Stattdessen hätten sie darauf gewartet, bis der geschädigte Fetus im Mutterleib von selbst abstirbt. Die Mutter war laut Presseangaben an einer Sepsis gestorben.

Die Anwältin Jolanta Budzowska hatte vergangene Woche in digitalen Medien über den Fall informiert und das strenge Abtreibungsverbot Polens für den Tod der jungen Frau verantwortlich gemacht. Das polnische Verfassungsgericht hatte vor einem Jahr fast alle Ausnahmeregeln des strengen Gesetzes zum Schwangerschaftsabbruch aufgehoben. Seither ist ein Abbruch auch dann verboten, wenn der Fetus schwer geschädigt ist.

Frauenrechtsorganisationen hatten zu Protestkundgebungen unter der Parole »Nicht auch nur eine mehr!« aufgerufen.

Hunderte Frauen und Männer versammelten sich nicht nur in Pszczyna, sondern auch in zahlreichen anderen Städten des Landes. Auf Transparenten waren gegen die konservativen Verfassungsrichter und die Regierung gerichtete Sätze zu lesen wie »Ihr Tod klagt euch an!»«, »Auch ihr Herz hat noch geschlagen!« oder »Frauenrechte sind Menschenrechte!«

Der Leiter des Krankenhauses bat darum, keine voreiligen Urteile zu fällen. Der Tod der jungen Frau werde derzeit von der Staatsanwaltschaft untersucht.

Quelle: dpa, 2.11.2021 ∙ DHZ

Rubrik: Recht

Erscheinungsdatum: 04.11.2021