FFGZ

Social Freezing – neue Freiheit für Frauen?

Das Feministisches Frauen Gesundheits Zentrum e.V. (FFGZ) empfiehlt Frauen, vor einer Entscheidung zum Social Freezing die unterschiedlichen Aspekte und vor allem Konsequenzen zu bedenken. Das FFGZ argumentiert wie folgt: Wir leben in einer Gesellschaft der Selbstoptimierung, in der es gilt, sich optimal selbst zu managen und alle Optionen auszuschöpfen. Dies bringt einen verschärften Entscheidungs-, Handlungs- und Erwartungsdruck mit sich. Hier reiht sich Social Freezing ein. Aus „Ihnen steht die Möglichkeit offen“ wird schnell „Wenn Sie Karriere machen wollen, können Sie schließlich Social Freezing nutzen“. Die berufliche Laufbahn zu unterbrechen oder, was viele Mütter erleben, einen Karriereknick zu erfahren, wird dann zum eigenen Verschulden – hätte die Kinderfrage doch scheinbar verschoben werden können.

Selbst wenn sich Frauen für Social Freezing entscheiden, ist anzunehmen, dass die Endvierzigerin mit kleinem Kind in den Firmen ebenso wenig einen Platz hat wie die Dreißigjährige mit Kind.

Social Freezing heißt, Frauen, die auf natürlichem Wege schwanger werden könnten, zu Patientinnen der Reproduktionsmedizin zu machen. Werden eingefrorene Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt verwendet, müssen zwangsläufig Reagenzglasbefruchtungen (IVF oder ICSI) erfolgen. Gesunde Frauen durchlaufen dann reproduktionsmedizinische Behandlungen mit allen Problemen, die damit einhergehen.

Da die Frauen zu diesem Zeitpunkt schon älter sind, verringern sich die Chancen, schwanger zu werden, sowohl auf dem reproduktionsmedizinischen als auch auf natürlichem Weg. Dies gilt auch für andere Möglichkeiten, den Kinderwunsch zu erfüllen, zum Beispiel über Adoption.

Gesellschaftlicher Fortschritt und Frauenförderung heißen nicht, Frauen medizinische Maßnahmen mit den genannten Implikationen anzubieten, um in den existierenden Strukturen bestehen zu können. Es gilt vielmehr, die Berufswelt für Männer und Frauen so zu organisieren, dass eine gleichberechtigte Kindererziehung möglich ist, ohne den Verlust beruflicher Möglichkeiten - hier sind Politik und Wirtschaft gefordert.

(Monika Fränznick, Stellungnahme FFGZ e.V., 5.3.2015)

Rubrik: Politik & Gesellschaft

Erscheinungsdatum: 18.03.2015