Prospektive Beobachtungsstudie

Später Embryonen-Transfer verstärkt Risiko für Schwanger­schaftsdiabetes

  • Bei einer künstlichen Befruchtung entscheidet der Zeitpunkt des Embryonentransfers über das Risiko für einen Gestationsdiabetes mellitus (GDM).

  • Bei einer künstlichen Befruchtung entscheidet der Zeitpunkt des Embryonentransfers über das Risiko für einen Gestationsdiabetes mellitus (GDM). Erfolgt der Transfer des Embryos in die Gebärmutter vergleichsweise spät, verstärkt sich das Risiko. Zu diesem Ergebnis kam ein chinesisch-deutsches Studienteam unter der Leitung von Berthold Hocher von der Universitätsmedizin Mannheim in einer prospektiven Beobachtungsstudie mit mehr als 1.500 Frauen.

    Die Studie untersuchte Frauen, die nach dem ersten frischen Embryo- oder Blastozystentransfer schwanger wurden. 1.300 Frauen erhielten einen Embryotransfer am 3. Entwicklungstag nach der Eizellentnahme, während 279 Frauen 1 oder 2 Embryonen (davon mindestens ein Blastozystenstadium) zum Transfer am 5. Entwicklungstag erhielten.
    Von den insgesamt 1.579 Frauen entwickelten 252 einen GDM. Dabei war die GDM-Inzidenz bei Frauen mit einem Blastozystentransfer am fünften Tag deutlich höher als bei Frauen mit einem Embryotransfer am dritten Tag (21,15 % versus 14,85 %). Als Ursache dafür konnten die Forschenden andere Risikofaktoren wie beispielsweise Alter, Body-Mass-Index oder Anzahl und Qualität der Eizellen ausschließen.

    Unter Berücksichtigung von Confounding-Faktoren in Multivarianzanalysen zeigte sich ebenfalls, dass der Blastozystentransfer ein unabhängiger verfahrensbedingter GDM-Risikofaktor war. Das deutsch-chinesische Studienteam konnte somit erstmals nachweisen, dass der Zeitpunkt des Transfers von Embryo oder Blastozyste ein unabhängiger Risikofaktor ist.

    Die Daten der Studie lassen vermuten, dass die am 5. Tag nach der Befruchtung übertragenen Blastozysten sich erheblich unterscheiden von normalen Blastozysten nach einer natürlichen Befruchtung, weil sie im Labor unter anderen Bedingungen reifen als in der Gebärmutter. Die Blastozysten nach künstlicher Befruchtung bilden dann möglicherweise später in der Schwangerschaft Transmitter oder Hormone, die die Entwicklung eines GDM fördern.

    Quelle: Huijun C et al., Hocher B: Blastocyst Transfer: A risk Factor for Gestational Diabetes Mellitus in Women undergoing in vitro Fertilization. J Clin Endocrinol Metab 2021. DOI: 10.1210/clinem/dgab594 ∙ aerzteblatt.de, 2.9.2021 ∙ DHZ

     

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 07.09.2021