Niederländische Studie abgebrochen

Sildenafil führte zu tödlichen Lungenerkrankungen bei Neugeborenen

  • In den Niederlanden musste eine Studie, die die Wirkung des Vasodilatators bei fetalen Wachstumsstörungen untersucht hat, vorzeitig abgebrochen werden, nachdem mehrere Kinder nach der Geburt an Störungen der Lungenfunktion gestorben sind.

  • Das Medikament Sildenafil, das seit zwei Jahrzehnten als „Viagra“ zur Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt wird, ist offenbar teratogen. In den Niederlanden musste eine Studie, die die Wirkung des Vasodilatators bei fetalen Wachstumsstörungen untersucht hat, vorzeitig abgebrochen werden, nachdem mehrere Kinder nach der Geburt an Störungen der Lungenfunktion gestorben sind.

    Die sogenannte STRIDER-Studie („Sildenafil TheRapy in dismal prognosis early onset fetal growth restriction“) sollte untersuchen, ob die Gabe von Sildenafil, das über die Hemmung des Enzyms Phosphodiesterase-5 Blutgefäße erweitert, die Funktion der Plazenta bei Schwangeren mit frühen fetalen Wachstumsstörungen verbessern kann.

    Der Einsatz erschien biologisch plausibel, da eine plazentale Durchblutungsstörung eine mögliche Ursache für fetale Wachstumsstörungen ist, die häufig zu Früh- oder Totgeburten führen. Eine effektive Behandlung gab es bisher nicht. Den Frauen wird in der Regel zu körperlicher Schonung geraten, um zu verhindern, dass die Versorgung von Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur die utero-plazentale Zirkulation vermindert.

    Die Behandlung hat sich nach dem im BMC Pregnancy and Childbirth publizierten Studiendesign in mehreren Tierexperimenten als effektiv und sicher erwiesen. Außer in den Niederlanden waren auch in Neuseeland/Australien, Kanada, Irland und Großbritannien Studien geplant.

    Die niederländische Studie hatte Anfang 2015 begonnen. Von den 354 geplanten Teilnehmerinnen waren 183 auf eine Behandlung mit Sildenafil (25 mg 3-mal täglich) oder Placebo randomisiert worden, als ein unabhängiges „Data Monitoring Committee“ (DMC) die Studie in der vergangenen Woche abbrechen musste.

    Nach der Pressemitteilung des VU Medisch Centrum in Amsterdam sind in der Sildenafil-Gruppe 19 von 93 Kindern nach der Geburt gestorben, davon 11 an einer Lungenerkrankung (die Pressemitteilung macht keine genauen Angaben zur Diagnose, ob es sich etwa um eine bronchopulmonale Dysplasie handelt). In der Kontrollgruppe sind 9 von 90 Kindern gestorben, davon keines an einer Lungenerkrankung, die bei 3 Kindern diagnostiziert wurde.

    Angesichts dieser Ergebnisse musste das DMC die Studie sofort stoppen. In den nächsten Wochen soll untersucht werden, was für die Störung der Lungenfunktion verantwortlich ist. Die Parallelstudien in Neuseeland/Australien, Kanada, Irland und Großbritannien dürften ebenfalls suspendiert werden.

    Quelle: Pels A et al. and the international STRIDER Consortium: STRIDER (Sildenafil TheRapy in dismal prognosis early onset fetal growth restriction): an international consortium of randomised placebo-controlled trials. BMC Pregnancy and ChildbirthBMC series 2016. https://doi.org/10.1186/s12884-017-1594-z aerzteblatt.de 25.7.2018 dpa 25.7.2018 DHZ

    Rubrik: Medizin & Wissenschaft

    Erscheinungsdatum: 26.07.2018