Schwangere mit chronischer hypertoner Grunderkrankung

Weniger Frühgeburten nach Low-dose-Aspirin

  • Neue Forschung zeigt: Nahmen Schwangere mit einer chronischen hypertonen Grunderkrankung niedrig dosiertes Aspirin während ihrer Schwangerschaft ein, hatte ihr ungeborenes Kind ein geringeres Risiko als Frühgeburt zur Welt zu kommen.

  • Eine Präeklampsie zählt zu den schweren hypertensiven Erkrankungen, die während einer Schwangerschaft auftreten können. Weltweit sind circa 5 % aller Schwangerschaften davon betroffen und es wird angenommen, dass präeklamptische Erkrankungen die Ursache für ungefähr 500.000 perinatale Todesfälle und 70.000 mütterliche Sterbefälle jährlich sind. Daher geht mit dem Thema weltweit eine große geburtshilfliche Relevanz einher.

    Verschiedene Studien liegen zur Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin während der Schwangerschaft vor: Hierbei existieren jedoch Publikationen mit widersprüchlichen Empfehlungen für die Behandlung von Frauen mit einer chronischen hypertonen Grunderkrankung. Die vorliegenden Einzelstudien wurden im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit zusammengefasst und in Form einer Meta-Analyse ausgewertet.

     

    Auswahl der Studien

     

    Eingeschlossen wurden neun Studien (drei retrospektive Studien und sechs Kohortenstudien), die bis September 2021 publiziert wurden. Untersucht wurden Daten von 2.150 Frauen. Bewertet wurde die Auswirkung einer Therapie mit Low-dose-Aspirin bei schwangeren Frauen mit einer chronischen hypertonen Grunderkrankung (n=1.078) im Vergleich zu Frauen, die ohne Low-dose Aspirin beziehungsweise mit einem Placebo behandelt wurden (n=1.072).

    Die hypertone Grunderkrankung wurde definiert als präexistenter Hypertonus, der bereits vor Eintreten der Schwangerschaft medikamentös behandelt wurde oder durch Messung von mindestens zwei erhöhten Blutdruckwerten vor der 20. Schwangerschaftswoche über >140/90mmHg. Die Dosierungen und der Therapiebeginn der Low-dose-Gabe von Aspirin unterschieden sich in den eingeschlossenen Studien.

    Die Autor:innen benennen als Limitierung ihrer Meta-Analyse die Heterogenität der eingeschlossenen Publikationen.

     

    Ergebnisse

     

    Die Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin reduzierte bei schwangeren Frauen nicht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Präeklampsie. Hierbei zeigt auch ein früher Beginn der low-dose Aspiringabe keine signifikanten Auswirkungen. Ebenso zeigten sich keine signifikanten Zusammenhänge in Bezug auf eine Reduktion der perinatalen Sterblichkeit oder der Rate an Neugeborenen, die für ihr Gestationsalter zu klein geboren wurden. Jedoch wurde eine signifikant geringere Rate an frühgeborenen Kindern beobachtet: Nahm eine schwangere Frau mit einer chronischen hypertonen Grunderkrankung niedrig dosiertes Aspirin während ihrer Schwangerschaft ein, hatte ihr ungeborenes Kind ein geringeres Risiko als Frühgeburt zur Welt zu kommen.

     

    Resümee

     

    Die Autor:innen schlussfolgern, dass die signifikant geringere Rate an frühgeborenen Kindern nach einer niedrig dosierten Aspirin-Therapie während der Schwangerschaft die Anwendung von niedrig dosiertem Aspirin bei schwangeren Frauen mit chronischer Hypertonie rechtfertigt. Sie empfehlen weitere Forschung.

    Quelle: Richards, E. M. F., Giorgione, V., Stevens, O. & Thilaganathan, B. (2022). Low-dose aspirin for the prevention of superimposed preeclampsia in women with chronic hypertension: a systematic review and meta-analysis. Am J Obstet Gynecol. doi: https://doi.org/10.1016/j.ajog.2022.09.046 ∙ Beate Ramsayer/DHZ

    Rubrik: Schwangerschaft

    Erscheinungsdatum: 04.04.2023