Evangelische Hochschule Berlin

Fachbereichstag HWFT beklagt Tendenz zu disziplinfremden Besetzungen

  • Eine Lehrsituation im Studium Hebammenwissenschaft

  • In einer Pressemeldung hat sich der Hebammenwissenschaftliche Fachbereichstag ablehnend zu aktuellen Besetzungen hebammenwissenschaftlicher Professuren mit disziplinfremdem Personal geäußert.

    Mit dem Inkrafttreten des Hebammengesetzes (2019) habe der Gesetzgeber auf die gestiegene Komplexität und Anforderungen an die Berufspraxis von Hebammen reagiert. Als Folge müsse zwingend sichergestellt werden, dass die Disziplin »Hebammenwissenschaft« auch an den Hochschulen in Deutschland den erforderlichen hochschulischen Raum und Rahmen erhält, der allen Disziplinen für den notwendigen Fortschritt in fachspezifischer Forschung und Lehre zugestanden wird.

    Derzeit sei dieses hochschulische Selbstverständnis jedoch nicht an allen Hochschulstandorten mit einem Studium von Hebammen erkennbar. So würden bereits verschiedene hebammenwissenschaftliche Professuren mit disziplinfremdem Personal unbefristet besetzt und darüber hinaus mit der Funktion der Studiengangs- oder Institutsleitung betraut.

    Vertretungsprofessuren oder befristete Lösungen würden nicht gewählt, obgleich der Nachwuchsmangel bei Hebammenwissenschaftler:innen ein vorübergehendes Phänomen sei. Die zur Zeit zwar noch geringe, aber stetig steigende Anzahl akademisch qualifizierter und promovierter Hebammenwissenschaftler:innen in Deutschland würde sich in den nächsten Jahren aufgrund der Etablierung von Qualifizierungsprogrammen auf Master- und Promotionsniveau rasch und nachhaltig vergrößern. »Deshalb kann dies keinesfalls als Begründung dienen, die hebammenwissenschaftlich ausgeschriebenen Professuren fachfremd, beispielsweise durch Mediziner:innen, zu besetzten«, so Prof. Dr. Melita Grieshop, Präsidentin des HWFT und Studiengangsleitung für das Studium von Hebammen an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB). Jede Fehlbesetzung habe erhebliche und langfristige negative Auswirkungen auf den Zugang zu Drittmitteln und damit auf die Machbarkeit der erforderlichen hebammenwissenschaftlichen Forschung mit gesundheitsfördernder und präventiver Ausrichtung.

    Der HWFT forderte die Entscheidungsträger in Wissenschaft, Gesundheit und Politik sowie an den Hochschulen selbst auf, zeitnah die notwendigen und eigentlich hochschulüblichen Entwicklungsbedingungen in Forschung und Lehre, auch in der Hebammenwissenschaft, durch eine fachspezifische Personalbesetzung, insbesondere in hebammenwissenschaftlichen Leitungsfunktionen, sicherzustellen.

    Quelle: EHB 05.10.2023 · DHZ

    Rubrik: Aus- und Weiterbildung

    Erscheinungsdatum: 12.10.2023