Projekt »Neo-MILK« der Universität Köln
Deutschlandweit sind nach Angaben der Geschäftsführerin der Frauenmilchbank-Initiative, Anne Sunder-Plassmann, 34 Frauenmilchbanken bekannt. Denen stehen 200 Kliniken gegenüber, an denen Frühgeborene behandelt werden. Der Bedarf an gespendeter Muttermilch sei deutlich höher als das, was die bestehenden Frauenmilchbanken anbieten könnten. Ziel der Initiative sei es, dass alle Frühgeborenen und kranken Neugeborenen mit Muttermilch versorgt werden könnten. »Da sind wir noch weit von entfernt. Auch wenn der Trend in den vergangenen Jahren in die richtige Richtung geht«, sagt Sunder-Plassmann.
Für mehr Milchbanken setzt sich auch das Projekt »Neo-MILK« der Universität Köln ein. »Bisher gibt es in Deutschland keinen einheitlichen Standard in Bezug auf die Gabe von Spenderinnenmilch«, sagt Nadine Scholten, Leiterin des Projekts. »Das macht es für die Kliniken schwerer, sich selbst Vorgaben zu erarbeiten.« Das öffentlich geförderte Forschungsprojekt unterstützt Krankenhäuser beim Aufbau von Milchbanken. Bundesweit sollen ab diesem Jahr 15 weitere Kliniken Frauenmilchbanken bekommen.
Babys bekommen die fremde Milch über Magensonden. Am häufigsten erhalten Frühgeborene die gespendete Muttermilch. Aber auch Kinder mit kranken Müttern, die etwa an dem HI-Virus oder an Krebserkrankungen leiden, können davon profitieren. Viel wird dafür nicht benötigt: Ein Frühgeborenes mit einem Geburtsgewicht von 1.000 Gramm braucht am ersten Tag gerade mal einen Esslöffel Muttermilch.
Neu ist das Konzept nicht. Die ersten sogenannten Frauenmilchsammelstellen gab es in den 1920er Jahren, um die damals hohe Säuglingssterblichkeit zu bekämpfen. Während Muttermilchspenden später in der DDR gefördert wurden, schlossen die letzten Sammelstellen in der Bundesrepublik in den 1970er Jahren.
Quelle: dpa, 8.5.2022 · DHZ